Die fünfte Jahreszeit hat ihren Höhepunkt erreicht, Narrenfreunde absolvieren ihre wohl schönste Zeit des Jahres, während sich die Anti-Fasnächtler wohl weit weg auf einer einsamen Insel wähnen möchten. In Luzern und zahlreichen anderen Zentralschweizer Gemeinden ging gestern mit dem Schmutzigen Donnerstag einer der Haupttage über die Bühne, wenn auch ohne Tatort-Dreharbeiten.
Der Fritschi-Umzug in Luzern…
In Luzern wurde die Fasnacht um 5 Uhr morgens mit dem Urknall eingeläutet, als der Fritschi-Vater Damian Hunkeler über das Luzerner Seebecken herangerauscht kam, um beim Kapellplatz anzulegen. Die SBB karrte beispielsweise aus allen Ecken der Zentralschweiz zugweise Fasnachtsbegeisterte mit Extrazügen pünktlich zum Urknall sternförmig in die Stadt. Danach folgte die Tagwache, ehe nachmittags mit dem Fritschi-Umzug der zweite Tageshöchpunkt des Schmutzigen Donnerstags, der als grosser Tag der Zunft zum Safran gilt, abermals die Fasnächtler mit Anspielungen auf aktuelle Ereignisse wie die Havarie der Costa Concordia begeisterte. Der zweite Luzerner Hauptfasnachtstag, der kommende Montag, liegt in den Händen der zweiten grossen Luzerner Zunft, der Wey-Zunft. Auch sie hält jährlich einen grossen Umzug ab.
Rund um die Tagwache am diesjährigen SchmuDo in Luzern gingen Quereleien um Dreharbeiten zur vierten Luzerner Tatort-Folge voraus, die eigentlich an der Fritschi-Tagwache hätten stattfinden sollen. Jedoch zog sich die Safran-Zunft nach einer eingehenden Kontrolle des Drehbuchs aus dem Projekt zurück, weil ihrer Ansicht nach die Fasnacht im Skript nur als Sex- und Sauf-Orgie dargestellt würde. Zwar haben jetzt die Dreharbeiten dennoch begonnen, jedoch ist unklar, wie jetzt der Bezug zur Fasnacht dargestellt wird.
Die Tagesschau des Schweizer Fernsehens zum Urknall in Luzern
Tele 1 zum Luzerner Fritschi-Umzug
… und derjenige der Bartligesellschaft in Brunnen
Auch in anderen Gemeinden der Zentralschweiz wurde der Schmutzige Donnerstag begangen, so etwa in Ingenbohl-Brunnen im Kanton Schwyz, wo wie alle Jahre der Bartli-Umzug abgehalten wurden. Der diesjährige Bartlivater, Ex-Fussballer und Ochsen-Pouletbrater Friedhelm “Timo” Konietzka, wurde bereits mit der Tagwache der drei Brunner Guggenmusiken buchstäblich aus den Federn geholt, ehe auch ein Feuerwerk noch die restlichen Schlafmützen erwachen liess.
Am Nachmittag ging dann der von der Bartligesellschaft organisierte Umzug seines Weges. Im Gegenzug zu Luzern war hier der Fokus der Sujets mehr auf die Ernennung Konietzkas als Bartlivater gelegt, auch wenn dennoch oft Bezug zum aktuellen Tagesgeschehen – wie dieses Jahr beispielsweise auf Wetten, dass..? oder auf das FIFA-Hickhack rund um den FC Sion – genommen wird. Egal ob seine Vergangenheit als Fussballspieler und -trainer, seine Tätigkeit als Verkäufer spezieller Schuhe, seine früheren Joggingtouren vom Seeufer zur Verkehrsinsel auf dem Strassenviadukt über die Gleisanlage beim Bahnhof Brunnen oder sein aktueller Status als Inhaber des Restaurants Ochsen, wo vorwiegend Poulet-Gerichte zubereitet werden. Ähnlich wie in Luzern, aber im kleineren Rahmen, wird die Brunner Fasnacht von zwei Vereinen geprägt, nebst der 1900 gegründeten Bartligesellschaft ist dies die am 2. Dezember 1938 ins Leben gerufene Nüsslergesellschaft Brunnen-Ingenbohl, welche am so genannten Güdelmontag, welcher mit dem im rheinischen Karnival existierenden Rosenmontag in datumstechnischer Hinsicht identisch ist, “ihren” Tag haben. Wegen des Ersten Fasnachtstages 2007 schaffte es die Brunner Fasnacht sogar ins Online-Portal der BBC.
Video des Boten der Urschweiz zum Umzug in Brunnen
Nachrichten von Tele 1 über die Tagwache in Stans/NW und Brunnen
Das Zentralschweizer Fernsehen Tele 1, dass wie die Zeitungsgruppe der Neuen Luzerner Zeitung samt Regionalausgaben zum NZZ-Konzern gehört, hat sich in ihrer Programmwahl fest der Fasnacht verschrieben. So wohnte ein Team des TV-Senders, bestehend aus einem Reporter und einem Kameramann, der Brunner Tagwache und insbesondere dem Empfang der Guggenmusiken durch Timo Konietzka bei:
Ausblick auf die folgenden Tage
Bis und mit Dienstag dauert die Fasnacht noch an, wenn um Mitternacht mit diversen Ritualen das Ende der närrischen Tage in den katholischen Gefilden 2012 besiegelt wird. Am Samstag 18.2. hat beispielsweise Goldau/SZ den Hauptfasnachtstag inklusive Umzug. Wie eingangs erwähnt, darf in Luzern auch die Wey-Zunft einen Tross durch die Stadt führen, dies am folgenden Montag. Eine Woche später kommt dann Basel zu seinen drey scheenschte Tääg, bei dem die Einwohnerinnen und Einwohner mit Pfeifen- und Trommelklägen am Morgestraich ihres Schlafes beraubt werden. Basel liefert sich inoffiziell ein kleines Duell mit Luzern um den Titel der Schweizer Fasnachtshochburg, obwohl die Feierlichkeiten beider Städte miteinander überhaupt nicht zu vergleichen sind.
1 thought on “Wildes Treiben zur Fasnachtszeit”
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