Neues Coronavirus: Die Beschränktheit der Menschheit

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Lange unterschätzt und in weiter Ferne in der chinesischen Provinz Hubei gesehen – doch nun bittere Realität: Das neue Coronavirus SARS-CoV2, welches die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Nebst Isolation und Herunterfahren des Alltagslebens zeigt die aktuelle Situation vor allem eines: Nebst acht Millionen plötzlicher Pandemieexperten werden die niedrigsten Eigenschaften der Menschheit sichtbar: Egoismus und vor allem Dumm- und Beschränktheit.

Diejenigen, welche damals den Bundesrat wegen Übertreibung kritisierten…

Bereits nach Bekanntgabe der ersten Version der Verordnung zur Bekämpfung des neuen Coronavirus ausverkauft: Desinfektionsmittel

Man mag sich erinnern: Ende Februar 2020 erliess der Bundesrat unter Federführung von Gesundheitsminister Alain Berset (SP/FR) eine erste Verordnung zur Bekämpfung des Coronavirus. Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmenden wurden verboten, was beispielsweise zur Folge hatte, dass der Genfer Autosalon oder die Basler Fasnacht abgesagt wurden. Insbesondere letzteres sorgte für Unverständnis und Kritik, ebenso dass Sportveranstaltungen entweder abgesagt oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden mussten. Der Bundesrat übertreibe, war der Tenor damals, man habe nur wenige Fälle in der Schweiz.
Jedoch muss man bei einem Virus, dessen Inkubationszeit zwei Wochen beträgt, auch zwei Wochen weiterdenken. Und freilich auch diese Zeit abwarten, bis man erkennen kann, ob entsprechend eingeleitete Massnahmen gefruchtet hatten…

…sind diejenigen, die ihn nun wegen laschen Massnahmen anprangern

Just diese zwei Wochen später wurde die Verordnung verschärft: Schulen wurden geschlossen, Versammlungsverbote eingeführt, Restaurantbesuche eingeschränkt. Weitere Eingriffe ins Alltagsleben, um die Ausbreitung des Virus zu entschleunigen. Weil aber zur selben Zeit Österreich nicht nur die Schweiz als Risikoland bezeichnete, sondern auch viel drastischere Massnahmen ergriff, wurde der Bundesrat erneut kritisiert. Jedoch nicht mehr wegen Übertreibung, sondern wegen Nichtstun. Dabei geht aber vergessen, dass Österreich bislang nahezu keine Massnahmen ergriffen hatte, die Ausgangssperre ist wohl der letzte Versuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz, die Lage in den Griff zu bekommen. Immerhin fussen rund 1000 Ansteckungen in Skandinavien auf Aufenthalte in Österreich, zahlreiche davon aus dem Skiresort Ischgl, wo sich auch ein Salzburger Arzt angesteckt hatte, der das Virus in seinem halben Krankenhaus verbreitete.
Zum aktuellen Zeitpunkt macht es tatsächlich den Anschein, dass die Schliessung der Schulen früher hätte erfolgen sollen, jedoch ist es auch einfacher, die Lottozahlen der vergangenen Woche aufzusagen als diejenigen der kommenden. Man möge sich auch das Geschrei vorstellen, hätte der Bundesrat die Massnahmen vom 13. März bereits Ende Februar verordnet, als die Schweiz noch weniger als einhundert Ansteckungen zu verzeichnen hatte.

Die Eigenverantwortung des Menschen…

Wie reagierte der Mensch? Genau, er kaufte halbe Supermärkte leer. Jeder schaut für sich. Aber dann an den Folgetagen brav in Gruppen umherlaufen – klar, das Wetter war auch frühlingshaft mild –, in Restaurants fast Körper an Körper sitzen, Hände schütteln, Küsschen geben und Umarmungen verteilen? Nur um danach in einschlägigen Foren, Kommentarspalten von Medien und in sozialen Netzwerken die angebliche Tatenlosigkeit des Bundesrates anzuprangern? Willkommen im Coronavirus-Zeitalter, wo nicht nur jeder Pandemieexperte spielt, sondern auch das Gefühl hat, die Massnahmen gälten nicht für die eigene Person, weil man sich gesund fühlt.


Hätte jeder den doch auch für intelligenzarme Individuen verständlichen Anweisungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) Folge geleistet, würde sich das Virus nicht so rasch ausbreiten.
Aber eben, es ist einfacher, zu kritisieren, als selbst zu handeln. Wer der Schreihälse hätte übrigens das Rückgrat eines Daniel Koch oder eines Alain Berset, sich in solchen Krisenzeiten in die Öffentlichkeit zu stellen und Entscheidungen zu treffen?

Die Folgen

Verheerend, wenngleich noch nicht genau abschätzbar, werden die Folgen sein: Die Luftfahrt ist nahezu zum Stillstand gekommen, auch die restliche Wirtschaft wird massive Einbussen erleiden, KMU werden in ihrer Existenz bedroht. Eines ist sicher: Selbst wenn der Virus als solches überstanden ist, das grosse Wundenlecken wird erst dann beginnen.

Zum Schluss noch was Positives: Solidarität

Natürlich haben Krisenzeiten wie diese auch ihre guten Seiten: Wie diejenigen der Nachbarschaftshilfe. Wie Pilze schossen Angebote aus dem Boden, SARS-CoV2/Covid-19-Risikogruppen zugehörigen Mitmenschen mit täglichen Besorgungen zu helfen. So beispielsweise die Facebook-Gruppe Lozärn hilft gärn, welche Hilfsangebote im Kanton Luzern und angrenzenden Gebieten entgegennimmt, oder auch bajour.ch in der Region Basel.


Tele 1-Beitrag über Lozärn hilft gärn vom 15. März 2020

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