Jeder Rappen zählt widmet sich nun dem Trinkwasser

Fernsehen Gesellschaft Magazin Medien Radio Schweiz Umwelt und Natur

Die deutschsprachige SRG-Unterorganisation SRF, die Glückskette und Coop stellen zum vierten Mal in der Vorweihnachtszeit einen Glascontainer in der Schweiz auf, nach 2011 zum zweiten Mal in Luzern. Die durch grosses mediales Aufsehen (DRS 3, SF zwei und Internet-Livestream) gesammelten Spendengeldern sollen dazu dienen, die hygienischen Verhältnisse in Entwicklungsländern zu verbessern, um den Zugang zu (sauberem) Trinkwasser zu ermöglichen. Zum Containerveteran Nik Hartmann und der bereits im letzten Jahr agierenden Katrin Hönegger gesellt sich nun Franziska von Grünigen.

Das diesjährige Motto: Jeder Tropfen hilft

Dem Sendungsnamen getreu lautet das diejährige JRZ-Motto Jeder Tropfen hilft. Ob die im Volksmunde bekannte Parodie Jeder Grappa zählt auf diese Namensgebung Einfluss gehabt hat, ist unbekannt.
Dem Vorsatz getreu, sollen die gesammelten Spendengeldern für die bessere Erreichbarkeit von Trinkwasser verwendet werden, so sollen beispielsweise in Entwicklungsländern die hygienischen und infrastrukturiellen Verhältnisse stark verbessert werden. Notabene ein Anliegen, für das mehrere Spendeorganisationen bereits seit Dekaden eintreten.
Rund 800 Millionen Menschen verfügen über keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser; Tendenz steigend, zumal nach naturellen und humanitären Katastrophen wie Dürre, Unwetter oder Krieg die marode – wenn überhaupt vorhandene – Infrastruktur zusammenbricht. Nicht selten treten nach diesen Fällen Seuchen auf, um dem entgegenzuwirken, werden beispielsweise Latrinen errichtet, welche mit den Spendengeldern gebaut oder bezahlt werden. Trinkwasser muss sauber sein – Alles mit Stink! ist hierzulande verpönt, in anderen Gefilden aber leider absolute Tatsache und für Seuchen verantwortlich, welche ganze Dörfer dahinrafft.

Nik Hartmann und seine Frauen

Bereits letztes Jahr war Radio- und TV-Moderator Nik Hartmann Hahn im Korb, oder besser, Hahn im Glascontainer. Der Zuger nimmt auch bei der vierten Ausgabe an Jeder Rappen zählt teil und steigt für die Sendung für eine Woche in die Glasbox, die nach zwei Jahren in Bern zum zweiten Mal nach dem letzten Dezember auf dem Europaplatz beim KKL Luzern aufgestellt werden soll. Damals feierte DRS 3-Moderatorin Katrin Hönegger ihre Premiere, sie ist nun zum zweiten Mal dabei. Auch dieses Jahr kommt es in der Glasbox zu einer Premiere: Franziska von Grünigen, bisher als Moderatorin der SR DRS-Sendungen nachtwach oder Focus tätig, wird zum ersten Mal für Jeder Rappen zählt moderieren, sie tritt die Nachfolge von Anic Lautenschlager an, welche nach zwei Auftritten in der Glasbox als rasende Reporterin während der Spendenwoche durchs Land tourt, um Spender aufzuspüren. Damit übernimmt sie wiederum die Rolle von Mario Torriani, welcher sich auf die Radiomoderation und die Sendeleitung bei DRS 3 konzentriert.
Von Grünigen unterbricht dazu ihre Penderkolumnen, welche sie unter dem Pseudonym Katja Walder im Blick am Abend veröffentlicht und unlängst auch in Buchform herausgegeben hat.

Der wohl atemberaubendste Moment der letztjährigen Ausgabe: Sunrise Avenue mit einer Unplugged-Version von Hollywood Hills:

Das Konzept von Jeder Rappen zählt

Vor vier Jahren lancierten DRS 3 und die Spendeorganisation Glückskette, welche vom ehemaligen DRS-Radiomoderator Roland Jeanneret ins Leben gerufen wurde, erstmals die Aktion Jeder Rappen zählt. Abgesehen von den nationalen Spendetagen der Glückskette bei ausserordentlichen Ereignissen erhielt erstmals ein solch soziales Vorhaben grosse Aufmerksamkeit. Nebst DRS 3 sendet jeweils auch SF zwei von der Glasbox, zudem wird das Geschehen auch im Internet via Livestream übertragen. Zwischen knapp 7 und über 11 Millionen Franken kamen bisher jeweils während der Woche, welche jeweils unmittelbar vor Weihnachten ausgetragen wird, zusammen, die Spendenkontos bleiben auch nach dem Ende der Sendung offen. Als dritter grosser Partner engagiert sich der zweitgrösste Schweizer Detailhandelskonzern Coop. Zahlreiche kreative Ideen wurden in den vergangenen drei Ausgaben ausgeführt, die bereits im Vorfeld der Sendung angemeldet werden können.
Vor allem der grossen medialen Präsenz wegen erntet Jeder Rappen zählt immer wieder Kritik, weil kleinere Organisationen sich bereits seit Jahren für dieselben Anliegen und Probleme engagieren, aber niemals so grosszügig bedacht werden, so dass JRZ vielmehr eine Umverteilung der Spenden als eine Sensibilisierung zusätzlicher Menschen bedeutet. Auch stösst vielen sauer auf, dass die SRG mit der Aktion Imagepflege betreiben soll und sie ein pompöses Theater veranstaltet. Im Vordergrund stehen dabei die zahlreichen Gäste aus Sport, Kultur, Wirtschaft und Politik, den Hilfswerken kommt dagegen kaum Aufmerksamkeit zu.
Man überlege mal: Welche Hilfswerke kommen einem in den Sinn: Glückskette, Worldvision (der fast schon nervigen Werbepräsenz sei Dank) und vielleicht noch die Caritas. Und weiter? Gähnende Leere. Letztes Jahr äusserte die Sonntags-Zeitung den Verdacht, die Glückskette hätte JRZ-Spendengeldern zur Senkung des Defizits verbraucht, ein Umstand, welcher bereits Amnesty International oder Greenpeace ins dunkle Licht rücken lässt.
Der dritte oftmals geäusserte Negativpunkt beinhaltet den Eindruck, dass die Zuhörer und Zuschauer beinahe zum Spenden genötigt werden, die Moderatorinnen und Moderatoren würden es schaffen, den Leuten ein schlechtes Gewissen einzubläuen, sollten sie nicht bereits Geld locker gemacht haben.

Siehe auch

  • JRZ 2011: Der bärtige Nik, seine Frauen und die Glasbox – Cabo Ruivo vom 13. Dezember 2011
  • Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer grösser – auch in der Schweiz – Cabo Ruivo vom 19. Oktober 2011
  • Hungersnot in Ostafrika – jedem ist’s bekannt, aber irgendwie auch egal – Cabo Ruivo vom 2. August 2011
  • Links

  • Medienmitteilung von SR DRS 3 zu JRZ 2012
  • Offizielle Website von JRZ
  • Kritik an Jeder Rappen zählt
  • Franziska von Grünigen über ihre anstehende Premiere in der Glasbox (MP3-Datei)