Im Hintergrund des 200. Geburtstages des deutschen Komponisten Richard Wagner werden die Hallen der stillgelegten Zementfabrik in Ingenbohl-Brunnen/SZ am 29. Juni 2013 zu Kulissen für ein Zusammentreffen diverser musikalischer Stilrichtungen. Ob Streicher oder Bläser, Wagners Vermächtnis lässt jedes Register am Musikfest Brunnen Tribut dem musikalisch und menschlich umstrittenen Künstler zollen.
Musik in der Zementfabrik und im Seehotel Waldstätterhof
Nach der Kunstausstellung Die Fabrik ruft im vergangenen September werden die stillgelegten Hallen des ehemaligen Holcim-Werkes – die bald dem geplanten Wohn- und Dienstleistungsquartier Nova Brunnen weichen müssen – und insbesondere die Halle 37 mit dem Musikfest Brunnen erneut Schauplatz einer kulturellen Grossveranstaltung. Die Spannbreite der Künstler reicht von international bis regional, von Bartek Niziol über Wu Di, Beni Santora und Philipp Hutter bis hin zu Philipp Schulze und Michael Schlüssel. Auch die örtliche Musikgesellschaft Brunnen, deren Vorgängerverein Schwyz-Brunnen-Musik Wagner gar einen Marsch gewidmet hatte, wird zu hören sein.
Im Oktober 2013 wurde ein Kurztrailer mit den Highlights des Musikfestes veröffentlicht:
Wer war Richard Wagner?
Der am 22. Mai 1813 in Leipzig geborene Wilhelm Richard Wagner hinterliess der heutigen Welt vor allem seine Musikdramen und Festspiele, letztere trugen den Namen der Stadt Bayreuth weit in die Welt hinaus. Der Brautmarsch aus Lohengrin ist wohl neben Mendelssohn-Bartholdys Hochzeitsmarsch das meist gespielte Lied an Hochzeiten. Wagners Werk steht für den Höhepunkt der romantischen Musik.
Sein Schaffen teilte sich in diverse Zeitepochen ein, die meist mit seinen Aufenthalten in Städten des deutschsprachigen Raums übereinstimmten. Angefangen hatte Wagnes Laufbahn in der Periode des Sturm und Drang im heimischen Leipzig, danach zog er weiter via Magdeburg und Riga nach Dresden, wo der erste Entwurf der Tannhäuser-Oper und die Anfänge zum Ring der Nibelungen entstanden. Letzterer vollendete er in seiner nächsten Station Zürich, wo er auch Teile von Rheingold, Siegfried und Tristan und Isolde aufs Papier brachte. Nach weiteren Wanderjahren, die ihn unter anderem nach Luzern, Paris und München brachte, liess er sich nach dem Tode seiner Frau Minna in Tribschen/LU nieder. Er versuchte, unter anderem in Brunnen/SZ ein Festspielhaus zu errichten, kapitulierte aber vor den dort herrschenden Wettergewalten in Form des Föhnsturms und verwirklichte seine Pläne schliesslich an seinem nächsten Wirkungsort Bayreuth. 1883 verschied Wagner in Venedig.
Beitrag in der Tagesschau von Schweizer Radio und Fernsehen vom 22. Mai 2013
Richard Wagner – Umstritten sein Wesen, unbestritten sein Vermächtnis
Wagner polarisierte wie kaum ein Zweiter. Sein musikalisches Erbe verblasste kaum bis heute, war aber höchst umstritten. Kollegen wie Johannes Brahms oder Piotr Illitsch Tschaikowski lehnten Wagner ab, der Philosoph Friedrich Nietzsche befasste sich hingegen mit dem Einfluss der Wagner’schen Musik auf die Musik und Kultur der Zukunft. Sein Eindruck war zwiespältig, so unterstellte er Wagner Sinnbenebelung. Der Lübecker Schriftsteller Thomas Mann attestierte ihm eine gewisse Tendenz zum Egoismus, den Erfolg nannte er allerdings planetarisch.
Der für das Musikfest Brunnen vorgesehene Hauptveranstaltungsort stimmt in den unnatürlichen und bisweilen nahezu komischen Dingen mit Wagners Musik überein, beziehungsweise ist ein Bildnis davon.
Weitaus für mehr Aufsehen sorgten jedoch seine in gewisser Weise antisemitischen Ansichten, die ihm und seiner zweiten Frau Cosima zum Aufstieg in der Gesellschaft verholfen haben mögen. Auch wenn er zahlreiche jüdische Landsleute zu seinen Freunden zählten, der Antisemitismus blieb den Leuten in Erinnerung, vor allem weil dies das Naziregime des Dritten Reiches unter dem Diktator Adolf Hitler als Aufhänger genutzt wurde, um Wagner zum Komponisten schlechthin zu machen.
Kulturplatz extra anlässlich des 200. Wiegenfestes von Richard Wagner