In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 2014 wurde der Hochperron der Rigi-Bahnen im Bahnhof Arth-Goldau in aufwändigen Nachtarbeiten um zwei Meter hochgehoben, damit die Sanierungsarbeiten vor Ort ausgeführt werden können, ohne dass der Betrieb der Gotthardbahn eingeschränkt sein wird. Damit kann ein bedeutender Zeitzeuge Schweizerischer Ingenieurskunst beibehalten werden. Die spektakulären Arbeiten in Bild und Video.
Anhebung um zwei Meter
Seit 2010 laufen die Arbeiten am neuen Bahnhof der Rigi-Bahnen in Goldau. Die Baukosten betragen 5 Millionen Schweizer Franken. Der historische Hochperron über der Luzerner Seite des Bahnhofs Goldau wird dabei entgegen ersten Plänen als Eingangshalle erhalten bleiben. Obwohl keine ernsthaften Korrosionsschäden vorhanden sind, müssen dabei Sanierungsarbeiten ausgeführt werden. Damit solche Arbeiten vor Ort möglich sind, so dass weder der Betrieb der Gotthardbahn eingeschränkt wird noch ein Abbau des Hochperrons samt späterem Wiederaufbau notwendig sind, musste der Perron um zwei Meter angehoben werden. In einem Jahr wird er wieder um 1.30 Meter gesenkt, die daraus resultierende Anhebung um 70 Zentimeter entspricht den Vorgaben für die am Gotthard ohnehin geplanten Ausbauten für eine Eckhöhe von vier Metern. Geplant wurden die Arbeiten vom Zuger Bauingenieurbüro Berthold + Eicher, seit 2005 Bestandteil der Gruner-Gruppe; ausgeführt durch die auf solche hydraulischen Arbeiten spezialisierte Unternehmung Itenbau, landesweit bekannt beispielsweise für die Verschiebung der Astridkapelle in Küssnacht/SZ oder des MFO-Gebäudes in Zürich Oerlikon. Die Baukosten für die Auf- und spätere Absenkung belaufen sich auf 800’000 Schweizer Franken.
Nachdem der letzte Zug die Baustelle passiert hatte, wurden zunächst die Fahrleitungen aller darunter hindurchführenden Gleise geerdet und somit der Luzerner Bahnhofsteil temporär deelektrifiziert. Zum Einsatz kam unter anderem der dieselbetriebene SBB-Kranwagen XTms 40 85 9588 344-3. Nach der erfolgreichen Ausführung dieser Arbeiten wurde die 170 Tonnen schwere Stahlbrücke an sechs Stahlstützen (vier auf der Seite Bahnhofplatz, zwei auf der Seite Rigistrasse) mit hydraulischen Pressen in schrittweisen Intervallen um zwei Meter angehoben. Nicht von der Anhebung betroffen war der Turm mit dem Treppenhaus; er behält seine Höhe, die Differenz von künftig 70 Zentimetern zwischen den jeweiligen Bodenplatten wird per Treppenstufen bewältigt.
Da die Zylinder jedoch maximal fünfzig Zentimeter Höhenunterschied bewältigen können, mussten sie zwischendurch jeweils mittels Bolzen fixiert werden. Trotz kleineren Schwierigkeiten wie kurzfristige Schieflagen, klemmende Hydraulikpressen oder geborstene Scheiben waren keine grösseren Probleme zu verzeichnen.
Für die Dauer der Arbeiten blieb die Bahnstrecke Immensee–Arth-Goldau ab 00:00 bis zur Betriebsaufnahme am Montag morgen gesperrt, nebst einer Leistung der S3 (Luzern–Erstfeld) war vor allem der Güterverkehr betroffen.
Um im engen Zeitfenster die notwendigen Arbeiten problemlos ausführen zu können, wurden bereits vorgängig die Verbindungen von der Stahlbrücke zum Turm gekappt und die Stahlstützen von den Bodenfundamenten getrennt.
Zuletzt wurde der Hochperron 1921 um 40 Zentimeter angehoben, da aufgrund der Elektrifizierung der Gotthardbahn deren Lichtraumprofil erhöht werden musste.
Der Goldauer Hochperron
Seit 1897 gehört er fest zum Bild des Bahnhofs Arth-Goldau: Der Hochperron der Arth-Rigi-Bahn (ARB). Dessen Bau wurde notwendig, weil die SBB ihren Keilbahnhof an der Gotthardbahn ausbauten, um dem ansteigenden Fahrgastaufkommen insbesondere auf der Zuger Seite gerecht zu werden. Er besteht aus zwei Teilen: Dem reiterförmigen Stahlfachwerkbau, in dem die Züge hielten, und dem turmförmigen Empfangsgebäude, das auch das Treppenhaus zum Bahnhofplatz beinhaltet. Jedoch genügte er in den letzten Jahren dem insbesondere bei grossem Personenaufkommen nicht mehr den Sicherheits- und Kapazitätsanforderungen. Es wurden mehrere Optionen geprüft: War anfänglich noch ein Ersatz der normalspurigen Zahnradbahn mit dem System Riggenbach durch eine Luftseilbahn vorgesehen, wurden 2004 erste Projekte eines neuen RB-Bahnhofs in Goldau vorgelegt. Anfänglich wollte man parallel zu den SBB-Gleisen auf der Luxramseite bauen, woraufhin der Hochperron abgebrochen werden sollte. Aufgrund seines Status als wichtiger Zeitzeuge von nationaler Bedeutung durch die Eidgenössische Denkmalpflege und auch dem Umstand, dass die SBB ihre Gleisanlagen nicht abgeben wollte, wurde von einem Abbruch des Hochperrons abgesehen. In den neusten Planungen, die seit 2007 verfolgt werden, wird er nunmehr als Empfangsgebäude und als Bindeglied zwischen SBB und ARB firmieren, die Züge werden an den neuen Bahnsteigen zwischen Hochperron und der Rigistrasse halten.
Im Oktober 2010 wurde der Betrieb des Hochperrons für die Bauarbeiten eingestellt, die Rigi-Bahn-Züge enden seitdem am provisorischen Endbahnhof Goldau Eichmatt.
Aufgrund von Finanzierungsproblemen wurden die Sanierungsarbeiten des Hochperrons zeitweise ausgesetzt, weswegen sich die ursprünglich auf 2012 terminierte Fertigstellung des neuen RB-Bahnhofs in Goldau verzögert.
Zum Schutze des Hochperrons, aber auch der historischen Fahrzeuge der Rigi-Bahnen, wie zum Beispiel der beiden VRB-Dampflokomotiven H 2/3 sowie dem aus dem Jahr 1911 stammenden ARB-Elektrotriebwagen BCFhe 2/3 Nr. 6., wurde im November 2012 die Stiftung Rigi Historic gegründet.
Beitrag des Regionaljournals Zentralschweiz von Schweizer Radio und Fernsehen vom 20. Januar 2014
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Die Rigi-Bahnen AG
1871 eröffnete die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) den Streckenabschnitt Vitznau–Rigi Staffelhöhe und ist somit die erste Bergbahn Europas. Gebaut wurde sie von den Ingenieuren Niklaus Riggenbach, Ferdinand Adolf Naeff und Oliver Zschokke. Als Reaktion darauf wurde 1873 die Arth-Rigi-Bahn (ARB) gegründet, die vom Kanton Schwyz die Konzession für die Strecken Staffelhöhe–Rigi Kulm und Arth–Rigi Kulm erhielt. Die Strecke Staffelhöhe-Rigi Kulm wurde noch 1873 in Betrieb genommen und an die VRB verpachtet, die bis 1992 einen Zinsbetrag an die ARB entrichten musste. 1875 wurde dann die Strecke Arth–Rigi Kulm eröffnet, der Streckenabschnitt Rigi Staffel–Rigi Kulm verläuft parallel zur VRB, eine Gleisverbindung existiert erst seit 1990. Zwischen Oberarth und Rigi Kulm wurde die ARB mit Zahnrad, identisch zur VRB mit dem System Riggenbach, ausgerüstet.
1881 wurde die Berg- von der Talbahn betrieblich getrennt und der Beginn des Zahnstangenabschnittes nach Goldau verlegt, eine Gleisverbindung erhielt jedoch Bestand. Nach einer Umgestaltung des Goldauer Bahnhofplatzes wurde 1897 der Hochperron errichtet. Die ARB wurde 1907 als erste normalspurige Zahnradbahn weltweit elektrifziert, die VRB folgte erst dreissig Jahre später.
1959 wurde die Talbahn Arth–Goldau stillgelegt und auf Busbetrieb (heute ZVB-Linie 21) umgestellt. Der Mühlefluotunnel in Oberarth war damals mit sechs Metern Höhe der Tunnel mit der höchsten Tunneldecke Europas. Der Grund für diese Tunnelhöhe war die nachträgliche Absenkung des Tunnelbodens zur Reduzierung der Steigung, damit auf dem Abschnitt Oberarth–Goldau die Zahnstange entfernt werden konnte.
Zuvor erbitterte Konkurrenten, begann 1990 mit dem Bau einer Gleisverbindung im Staffel die Zusammenarbeit zwischen der VRB und der ARB. 1992 schlossen sich die beiden Unternehmen zur Rigi-Bahnen AG mit Sitz in Vitznau/LU zusammen, nebst den beiden Zahnradbahnen befinden sich auch noch die Luftseilbahn Weggis–Rigi Kaltbad und die Schneesportanlagen auf dem Kulm und am Rotstock in ihrem Besitz. Zuletzt investierten die Rigi-Bahnen nicht nur in Goldau in neue Infrastruktur: Im Rahmen des Mario-Botta-Grossprojekts im Rigi Kaltbad wurde auch der dortige Bahnhof umgestaltet, aktuell steht noch die Einrichtung des von den Rigi-Bahnen betriebenen Ladengeschäfts zur Diskussion, was jedoch bei örtlichen Händlern und Hoteliers umstritten ist. Zudem wird zur Zeit das Dach des Depots in Vitznau, bis anhin Parkplatz, im Rahmen des Projekts Seesicht mit Baukörpern zur Wohnnutzung überbaut.
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