Wachters Wochenschau: Merkels Farbentheorie und ein Neu-Rentner (aus Der Freitag)

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Ottmar Hitzfeld gönnt sich den Ruhestand, während Angela Merkel einen Entscheid in ihren Farbenspielen getroffen hatte und ein Loch im Netz für viel Verwirrung sorgt. In der zweiten Ausgabe von Wachters Wochenschau im deutschen Online-Medium Der Freitag geht es unter anderem um um den Neu-Rentner Ottmar Hitzfeld, Merkels Farbwahl und ein Loch in Hoffenheim, das im Fussball für Aufregung sorgt.

Der Ottmar bettet sich zur Ruhe

Ottmar Hitzfeld hat genug. Nach der Fussball-WM 2014 in Brasilien tritt der amtierende Schweizer Nationaltrainer zurück – und kann auf eine erfolgreiche Trainerkarriere mit Stationen unter anderem in Aarau, beim Grasshopper Club Zürich, Borussia Dortmund, Bayern München und eben der Schweizer Nationalmannschaft zurückblicken. Hitzfeld – ein äusserlich ruhig scheinender Charakter, der sich nicht in die Karten blicken lässt – aber sich trotzdem zu emotionalen Handlungen hinreissen lässt, die dann auf dem Schreibtisch des UEFA-Einzelrichters landen. Hitzfeld habe genug vom Stress und gleitet nun ins Rentnerleben über – als ob solches entspannender als das Berufsleben ist… Tatsache ist, dass Hitzfeld in der Schweiz unter Erfolgsdruck stand, da vor seinem Amtsantritt 2008 er buchstäblich als Messias betitelt wurde. Das Trainerkarussel dreht sich nun auch wieder mal beim SFV und es gibt nicht weniger als rund acht Millionen Menschen, die hier selbsternannt eine wichtige Meinung haben.

Merkels Griff in den Farbtopf Angela Merkel scheint sich entschieden zu haben

Angela Merkel entscheidet sich für die rote Bereicherung ihrer schwarzen CDU/CSU-Fraktion
Aktuell in Wachters Wochenschau: Angela Merkel entscheidet sich für die rote Bereicherung ihrer schwarzen CDU/CSU-Fraktion
Nach ihrem erdrutschartig anmutenden Wahlsieg vom 22. September durfte sich die Kanzlerin nun aussuchen, an der Seite welcher Partei sie nun in Berlin regieren darf. Obwohl sie gerne grüne Kleider trägt, scheiterte eine allfällige Schwarz-Grüne-Koalition von CDU, CSU und Bündnis 90/Die Grüne schon bei den so genannten Sondierungsgesprächen, die eigentlich nicht mehr als ein Mehr-erhalten-als-das-Wahlresultat-uns-zugesteht-Taktieren der künftigen Juniorparteien sind. Um die Bereitschaft zu einer erneuten Auflage einer grossen Koalition aus CDU, CSU und SPD zu signalisieren, hüllte sich Merkel bei der Pressebekanntgabe gleich in ein rotes Kleid, das wie ein Farbtupfer in den Standard-schwarzen Anzügen ihrer männlichen Parteikollegen wirkte. Nicht in Frage kam eine Regierungsbeteiligung der Linkspartei, mit ihrer purpurnen Parteifarbe wird sie neuerdings für eine Klerikerpartei mit Parteizentrale in Limburg gehalten, was sich im Euro-Spardrang der Regierung Merkel als unvorteilhaft herausstellen kann.

Die TSG 1899 Hoffenheim beschwert sich für ihr kaputtes Tor

Gönnen wir doch den deutschen Medien ihren neuen Aufhänger: Ein Phantomtor!, ein handfester Skandal! Mitleid für Hoffenheim macht sich breit, dafür ist die Sachlage doch eindeutig klar: Ein Verein ist dafür verantwortlich, dass sich das eigene Inventar in einwandfreiem Zustand befindet. Sonst: Pech gehabt! Nichtsdestotrotz sieht sich der deutsche Fussball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim (inoffiziell bekannt als FC SAP Sinsheim) gezwungen, ein Wiederholungsspiel der Begegnung gegen Bayer Leverkusen (1:2) zu verlangen, da der gegnerische Stürmer und Joachim-Löw-Geächtete Stefan Kiessling den Ball ans Aussennetz köpfte, dieser aber aufgrund eines defekten Netzes den Weg dennoch hinter die Torlinie fand und der Treffer als gültig erklärt wurde. Was hätte hier ein Pro-Hoffenheim-Entscheid für Auswirkungen? Das wäre quasi ein Freifahrtschein, um bei eigenem Materialschäden, die durch den Gegner bestraft werden, sich einen Vorteil zu verschaffen. Also sollte jede Mannschaft in ihrem Stadion die Netze zerschneiden, man könnte als Tor dann glatt nur noch das Gebälke aufstellen, was einerseits den Kostenaufwand reduziert, andererseits verheerende Auswirkungen auf die Tornetzindustrie hätte.

Hinweis

Erstpublikation dieses Artikels von Daniel Wachter in Der Freitag vom 20. Oktober 2013.