Für die Boulevardpresse ist es ein Skandal, dem Rest entlockt es ein Schmunzeln. Das Riesentheater um die angeblich beim Taschenkauf rassistisch behandelte weil hierzulande nahezu unbekannte US-Talkmasterin Oprah Winfrey. Der Twitter-Hashtag #Täschligate bietet Unterhaltung vom Feinsten:
Fühlte sich Oprahs Sofa damals auch beleidigt, als Tom Cruise darauf rumhümpfte? Immerhin gewann es als bisher einziges Möbelstück die Goldene Himbeere.
Wurde Bruce Darnell auch rassistisch beleidigt, als er seine lebendige Handtasche kaufte?
Ein gewaltiger Shitstorm bricht über die Schweiz hinein – was ja beileibe nichts Neues ist: Steuern, Banken, Badeverbot für Asylsuchende in Bremgarten/AG, Ueli Maurer und Simonetta Sommaruga beim Wandern, die Vergabe einer Sprecherlaubnis für Gerhard und Christoph Blocher, beissende Affen im Rundschau-Studio, das Deutschland-Abenteuer von Roger Schawinski, eine von der Tierschutzorganisation PETA für ihre vorbildliche Tierliebe ausgezeichnete Talkmasterin mit einer Vorliebe für 35’000 Franken teure Krokodilledertasche. Jeden Tag ein anderer Grund um über die Eidgenossenschaft herzuziehen, SPD-Kanzlerkandidat mit 10’000 Euro Vertragshonorar, Peer Steinbrück, droht wieder mit der Kavallerie – ob ihm der Sexshop aber die Peitsche verkauft, ist fraglich, zumal er offensichtlich keine Domina sein kann. Kein Grund zur Sorge über das Image, liebe Schweiz, es ist ohnehin schon im Eimer: Spätestens seit dem Nazigold-Skandal oder allerspätestens seit Xherdan Shaqiri in München mit dem prolligsten Audi herumfährt, obwohl er bereits während des Spiels über die gesamten 90 Minuten in Genuss einer Sitzheizung kommt.
Offizielle Stellen versuchen, die Wogen zu glätten, M(r)s. Winfrey spielt derweil die beleidigte Leberwurst. Schade, dass Satiresendungen wie Giacobbo/Müller Sommerpause haben. Vielleicht haben prägnante Sprücheklopfer wie Tagesschau-Rhetorikgenie Florian Inhauser eine Bemerkung auf den Lippen, während sich Freizeitkomiker mit ihren halblustigen Witzen im Twitter-Hashtag #Täschligate austoben. Und zu diesen Halblustigen gehört auch der Verfasser dieses Artikels. Welch Bescheidenheit!
Oprah Winfrey muss aber selbst aufpassen, um nicht selbst mit Kritik überhäuft zu werden, denn ihre PETA-Auszeichnung ist etwa so glaubwürdig wie eine Veganerin am Currywurststand oder Uli Hoeness’ Steuererklärung.
Ein Wunder, dass sich Steve Lee-Lebenspartnerin Brigitte Balzarini-Voss noch nicht gemeldet hat, um aus dem Täschligate Kapital zu schlagen.