Schweiz: Privatradios Central und Sunshine spannen zusammen

Magazin Medien Radio Schweiz

Fusion in der Zentralschweizer Medienlandschaft: Die Radio-Central-Gruppe mit Sitz in Brunnen/SZ und die Schwyzer Triner Medien Holding übernehmen gemeinsam den Rotkreuzer Radiosender Sunshine. Die Übernahme ist vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesamtes für Kommunikation. Sollte diese erfolgen, würde das grösste Zentralschweizer Radiohaus entstehen.

Bündelung der Kräfte

Mit der Fusion von Radio Central und Radio Sunshine wird der Medienmarkt weiter konsolidiert
Mit der Fusion von Radio Central und Radio Sunshine wird der Medienmarkt weiter konsolidiert
Der Zentralschweizer Radiomarkt wird zur Zeit unter drei Sendern aufgeteilt: Radio Pilatus aus Luzern, Radio Sunshine aus Rotkreuz/ZG und Radio Central aus Brunnen. Das zum NZZ-Konzern gehörende Radio Pilatus erreicht täglich rund 177’000 Hörer, Sunshine etwas über 120’000 und Central deren 196’000. Nun übernimmt die Radio-Central Gruppe mit Unterstützung der Triner Medien Holding Radio Sunshine und deren Werbetochter Radio Sunshine Werbe AG. Mit dem Zusammenschluss lösen Central und Sunshine Radio Pilatus bei Weitem als das grösste Radiohaus der Zentralschweiz ab und gelangt schweizweit mit rund 320’000 Hörern in die Sphären der Platzhirsche um Radio 24, Radio Basilisk oder Energy Zürich. Selbstverständlich bleiben die DRS-Radiosender wohl unerreicht.
Noch ist unklar, wie das Aktienkapital von Radio Sunshine unter den beiden Erwerbern, Hugo Triner und Alfons Spirig aufgeteilt werden. Beide Unternehmer sind eng verflochten, Hugo Triner beispielsweise hat Einsitz im Verwaltungsrat von Radio Central, zudem ist die Triner Medien Holding an Radio Central beteiligt.
Bei der Fusion sollen allfällig zu streichende Stellen durch natürliche Fluktuationen wegfallen, die drei Studios in Brunnen, Luzern (beide Central) und Rotkreuz (Sunshine) sollen erhalten bleiben. Zudem werden beide Sender wie bisher weitergeführt, beide Marken werden weiter existieren. In den Ausrichtungen der Sender gibt es kaum Überschneidungen, während Central mit Programmschwerpunkten wie Volksmusik, Country und Live-Übertragungen von Schwingfesten auf ein eher älteres Publikum ausgelegt ist, besteht Sunshines Zielgruppe vor allem aus einer jüngeren Hörerschaft. Aus diesem Grund werden beide Sender weiterhin unabhängig operieren, Synergien zwischen Central, Eviva und Sunshine wird es vor allem in der Programmleitung und in der Infrastruktur, so beispielsweise bei den UKW-Sendeanlagen geben.

Die beteiligten Unternehmen

Radio Sunshine
Radio Sunshine wurde 1983 von Markus Ruoss, Peter Matter und George Wismer ins Leben gerufen und ging im selben Jahr auf Sendung. Bereits von Anfang an sah man sich in der Zentralschweiz der Konkurrenz von Radio Pilatus entgegengesetzt. 2006 wurde Sunshine vom Bundesrat beauftragt, die US-amerikanische Technologie HD Radio, zu testen. HD Radio ist eine Ergänzung zum digitalen Radiostandard DAB.

Radio Central
1990 betrat ein dritter Spieler das Geschehen: Alfons Spirig gründete 1990 Radio Schwyz und betrieb Sendestudios im Industrie- und Gewerbegebiet Muota-Wintersried in Ibach/SZ. Mit dem Umzug in neue Lokalitäten in Brunnen/SZ erhielt der Sender den Namen Radio Central und setzte zu einer massiven Expansion an. Zum Ausstrahlungsgebiet gehörte von nun an die gesamte Zentralschweiz und auch Gebiete der Kantone St. Gallen (Bezirke See und Gaster) und der Kanton Glarus. Höhepunkt der Expansion war die Eröffnung eines Aussenstudios in Luzern und der damit verbundenen Ausweitung des Sendegebiets auf weitere Gebiete des Kantons Luzern. 2002 übernahm Radio Central von der Goldbach Media Group den Volksmusiksender Radio Eviva, welcher seine Sendestudios ebenfalls nach Brunnen verlagerte. Das dritte Unternehmen der Gruppe ist die für die Werbung der beiden Sender zuständige Centriva Marketing.

Triner Medien Holding
Die Triner Medien Holding ist vor allem für die Herausgabe der Tageszeitung Bote der Urschweiz bekannt, an dem sie indirekt bis 2010 90% des Aktienkapitals hielt – die restlichen 10% hält der Churer Medienkonzern Südostschweiz Mediengruppe, an dem Triner im Sinne einer strategischen Kreuzbeteiligung ebenfalls Anteile hält. 2010 verkaufte sie 60% der Druckerei Triner AG im Rahmen eines Management-buy-outs an die Führungsmannschaft. Nicht betroffen von diesem Deal war der Bote, er verblieb mehrheitlich in der Triner Medien Holding.

Die Triner Medien Holding ist vielmehr eine Beteiligungsgesellschaft für Unternehmen im Mediensektor als ein klassisches Medienunternehmen, deshalb ist wohl anzunehmen, dass sie nur eine Minderheitsbeteiligung an der Radio Sunshine AG und der Radio Sunshine Werbe AG erworben hat. Die Triner Medien Holding und Alfons Spirig kontrollieren bereits die Radio Central-Gruppe, so wird Radio Sunshine wohl in diese integriert.

Konzentration der Schweizer Medienlandschaft

Mit der Übernahme schreitet die Konzentration der Medienlandschaft innerhalb der helvetischen Grenzen vor an, nun auch im regionalen Bereich. Abgesehen von ein paar Nischenplayern wird der Markt hierzulande von vier Unternehmen beherrscht: Ringier, Tamedia, NZZ und Südostschweiz, wobei diese in ihren Heimatkanton ein Quasi-Monopol vorweisen kann, in anderen Regionen jedoch kaum aktiv ist. Vor allem Tamedia und die NZZ haben in den letzten Jahren kräftig ausgebaut: Tamedia erwarb beispielsweise den Berner Konkurrenten Espace Media Group und die Westschweizer Edipresse, womit sie auch in der Romandie fast marktbeherrschend ist. Heute gehören zur Tamedia nebst den Stammblättern Tages-Anzeiger und Sonntags-Zeitung Titel wie Berner Zeitung, Der Bund, 20 Minuten, tillate.com, Le Matin, Tribune de Genève, 24 heures und die Schweizer Familie. Die TV-Kanäle Tele Züri und Tele Bärn wurden im August 2011 an die AZ Medien veräussert. Ringier wiederum baut vor allem auf seine Hochglanzpostillen und Boulevardzeitungen wie Schweizer Illustrierte, Glückspost und Blick – den grössten Teil des Umsatzes macht Riniger jedoch in Osteuropa aus, wo das Unternehmen gemeinsam mit dem deutschen Medienriesen Axel Springer (Bild, welt) in den meisten Ländern Marktführer ist. Das Unternehmen besitzt keine Fernsehsender, ist aber am Zürcher und am Berner Ableger des französischen Radiokonzerns NRJ beteiligt. Auch massiv auf dem Vormarsch ist die NZZ-Mediengruppe, welche nebst der NZZ-Familie (NZZ, NZZ International, NZZ am Sonntag, NZZ Folio) zahlreiche namhafte Schweizer Zeitungen besitzt, so das St. Galler Tagblatt, die Thurgauer Zeitung und die gesamte LZ Medien AG, welche Eigentümerin der Neuen Luzerner Zeitung und deren Regionalausgaben, so auch die Neue Schwyer Zeitung, ist. Im Radio- und TV-Bereich gehören der NZZ die Sender Tele 1, Radio Pilatus, Radio FM und Tele Ostschweiz.

Links

  • Medienmitteilung von Central und Sunshine