Noch ein Jahr bis London 2012

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In einem Jahr ist es soweit: Dann werden in London die 30. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Doch ist die Stadt bereits dafür gerüstet? Ist nebst der Sport- auch die Verkehrsinfrastruktur gewährleistet? Ein Blick hinter die Fassade der britischen Hauptstadt und über die diversen Spielstätten.

Gestern wurde auf dem Trafalgar Square in Londons Stadtzentrum eine Feier anlässlich der Tatsache, dass am 27. Juli 2012 die Olympischen Spiele 2012 in London eröffnet werden, abgehalten. Mit Pomp wurde auch in der bereits fertig gestellten Schwimmhalle gefeiert. Dem gerade von der für ihn eher enttäuschenden Schwimm-WM in Shanghai zurückgekehrte britischen Nachwuchsstar Tom Daley gebührte die Ehre, als erster vom Sprungturm herunter zu springen. Anschliessend wurde ein geschlechtsübergreifendes Wettrennen über 50 Metern von ehemaligen britischen Medalliengewinnern abgehalten. Alles wurde auf BBC in alle Welt übertragen. Doch ist die Stadt bereits schon bereit dafür?

Countdown-Uhr auf dem Trafalgar Square für London 2012
Countdown-Uhr auf dem Trafalgar Square für London 2012

Erfolgreiches Konzept bei der Bewerbung

Am 6. Juli 2005 erhielt London beim 117. Kongress des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Singaqur den Zuschlag für die 30. Olympischen Sommerspiele und setzte sich dabei gegen Paris, Madrid, Moskau und New York durch. Nur einen Tag später wurde London von Terroranschlägen auf die U-Bahn heimgesucht, was der Vorfreude aber keinen Abbruch tun konnte. London setzte auf eine grosse Nachhaltigkeit der Olympischen Anlagen. Sie wurden in einer Industriebrache im Lea Valley im Osten Londons angelegt und sollten vielfach auch nachher genutzt werden. Ein Umstand, der in Athen und Peking beispielsweise nicht Realität wurde. Das 80’000 Zuschauer fassende Olympiastadion wird nach den Spielen auf 60’000 zurückgebaut und wird dem Fussballverein West Ham, der bisher seine Heimspiele im Upton Park austrug, als Spielstätte dienen. Ebenfalls Interesse hatten die Tottenham Hotspurs signalisiert, sie wollten jedoch das Stadion gänzlich abreissen und eine neue Konstruktion aufziehen lassen.

Unabhängig, aber vereinbart mit dem Olympiapark – das Olympische Dorf wird ebenfalls Teil des Projekts sein, wird das Urbanisierungsprojekt Stratford City rund um die Bahnhöfe Stratford und Stratford International aufgezogen.

Die Infrastruktur im Olympiagelände

Bereits vor den Spielen war das Gelände hervorragend vom Verkehr erschlossen. Die Docklands Light Railway fährt schon seit den späten 1980er Jahren von der City über die Isle of Dogs ins Lea Valley und nach Greenwich. Der Bahnhof Stratford ist Teil der Fernbahnlinie nach Ipswich und Norwich, wird zudem von der Jubilee Line und von der Central Line und vom Overground-System bedient. Für letzteres gibt es übrigens Tipps, wie man in überfüllten Züge einen Sitzplatz erhaschen kann. In zwei Etappen ging 2003 und 2007 ging die High Speed One vom Londoner Stadtbahnhof St Pancras zum Eurotunnelportal in Folkestone in Betrieb, darin inbegriffen war auch der Bau des Bahnhofs Stratford International wenige 100 Meter nördlich des Bahnhofs Stratford. Bis 2011 soll auch dieser ans DLR-Netz angeschlossen werden. Das Problem ist nur, dass sich die Eurostar Group weigert, ihre Züge in Stratford International anhalten zu lassen. So bleibt er nur nationalen Hochgeschwindigkeitszügen nach Kent vorbehalten. Eventuell wird die Deutsche Bahn, die ab 2013 zwischen London und Frankfurt am Main verkehren wird, in Stratford halten. Während den Spielen werden Hitachi-Züge der Britischen Klasse 395 unter dem Spitznamen Olympic Javelin zwischen St Pancras und Stratford International hin- und herpendeln.

Im Süden des Geländes verkehrt eine weitere Eisenbahnlinie ins Stadtzentrum zum Bahnhof Fenchurch Street.

Weitere Spielstätten

Nicht alle Wettbewerbe werden im Lea Valley ausgetragen. Wegen der Finanzkrise musste auf dem Bau zweier Stadien verzichtet werden, weiters werden bisherige Einrichtungen verwendet. Der O in North Greenwich (ehemals Millenium Dome) wird unter anderem Schauplatz der Basketballwettkämpfe, der Earls Court in Kensington der Volleyballspiele und bei den Horse Guards in Westminster wird für Beachvolleyball tonnenweise Sand gestreut. Die Fussballwettkämpfe werden übers ganze Königreich gestreut: Sie finden im Glasgower Hampden Park, im Old Trafford in Manchester, im St James’s Park in Newcastle, in der Ricoh Arena in Coventry und im Millenium Stadium in Cardiff statt. Der Triathlon wiederum führt durch die Innenstadt.

Grosse Verkehrsprobleme

Auch wenn für das Sportliche alles bereit sein soll, alle Hausaufgaben hat London bei Weitem nicht gemacht. Während den Spitzenzeiten bricht die Stadt unter der Verkehrslast zusammen, und in einem Jahr wird das ein Dauerzustand sein. Das U-Bahnsystem ist höchst marode, zur Zeit sind in etwa jeder Station eine oder mehrere Rolltreppen wegen Reparatur geschlossen, die Circle Line ist bis und mit 23. August zwischen Edgware Road und High Street Kensington gänzlich stillgelegt, weitere Abschnitte jeweils an den Wochenenden. Das veraltete Rollmaterial der Underground ist oftmals zu eng und die Infrastruktur stark anfällig für Störungen.

Schweiz peilt 8 bis 10 Medaillen an

Derweilen hat Swiss Olympic ihre Zielvorgaben für London 2012 abgegeben. Das rund 100 Mann und Frau starke Kader soll 8 bis 10 Medaillen aus der britischen Hauptstadt nach Hause bringen. Es sollen nicht nur Aushängeschilder wie Roger Federer oder Viktor Röthlin reüssieren, sondern auch junge Talente und Überraschungen. Der Genferin Swann Oberson ist an der diesjährigen Schwimm-WM in Schanghai eine solche gelungen. Über 5 Kilometer sicherte sie das erste Schweizer Schwimm-WM-Gold der Geschichte.

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