Feuer bei der AGRO Energie: Was nun?

Energie Geografie Geologie Gesellschaft Magazin Physik Schweiz Technik Wirtschaft Wissenschaft

In der Nacht auf Donnerstag brannte der südliche Teil des Werkstatt- und Lagergebäudes der AGRO Energie Schwyz AG im Wintersried bei Seewen/SZ, wo der Verteiltrakt untergebracht ist. 160 Feuerwehrleute bekämpften den Brand innert zwei Stunden, der Sachschaden liegt wohl im sechs- bis siebenstelligen Bereich. Zahlreiche Haushalte gewinnen Wärmeenergie aus dem vom Brand betroffenen Energiezentrum – was erwartet sie nun in den folgenden Tagen? Kaltes Wasser.

A4 und Gotthardbahn beeinträchtigt

In der Nacht vom 5. auf den 6. September 2012 geriet ein Teil des Lager- und Werkstattgebäudes des AGRO-Energiezentrums im Wintersried zwischen Seewen/SZ und Ibach/SZ in Brand. Nachdem gegen 01:30 Uhr die ersten Meldungen eingingen, bekämpften rund 160 Feuerwehrleute der Feuerwehren Schwyz und Ingenbohl-Brunnen, sowie des SBB-Löschzuges und von Polizei und Rettungsdienst den Brand. Verletzt wurde niemand, der Sachschaden beträgt gemäss Schwyzer Kantonspolizei über 100’000 Franken. Seit dem Brand ist das Energiezentrum ausser Betrieb.
Der Brand hatte direkte Auswirkungen auf den Verkehr: Unmittelbar beim Brandort führen sowohl die Autobahn A4 als auch die Gotthardlinie der SBB hindurch. Die A4 wurde zwischen den Anschlussstellen Schwyz und Brunnen Nord gesperrt, die SBB-Strecke war aufgrund des Einsatzes des SBB-Löschzuges nur einspurig befahrbar. Gegen 5:30 Uhr morgens wurden die Einschränkungen aufgehoben, seither zirkuliert der Verkehr sowohl auf der Autobahn, als auch auf den Schienen wieder gemäss der Normalität.

Video des Boten der Urschweiz zum Brand in der Nacht
Video des Boten der Urschweiz mit Luftaufnahmen des Brandortes

Ursache unklar

Die Brandursache ist weiterhin unklar, der betroffene Gebäudetrakt konnte bis am Nachmittag aufgrund von Einsturzgefahr nicht betreten werden. Zur Klärung der Ursache wurde der Forensische Dienst der Kantonspolizei Zürich aufgeboten.
Es gäbe mehrere Möglichkeiten: Im betroffenen Gebäude sind Holzabfälle zur Energiegewinnung gelagert, der Bau selbst besteht aus einer Holzfassade, welche in Gitterform, also mit Zwischenräumen zur Lüftung, gebaut wurde. Es würde also schon eine brennende Zigarette reichen, welche beispielsweise aus einem auf der benachbart verlaufenden A4 fahrenden Auto geworfen wurde.

Die Folgen für die Benutzer

Auch rund 36 Stunden nach dem Brand steigen noch Rauchschwaden empor
Die Folgen des Brandes und dessen Auswirkungen sind enorm: In den beiden erschlossenen Gemeinden Schwyz und Ingenbohl sind mehrere hundert Haushalte betroffen, gemäss der AGRO Energie Schwyz kann ab Samstag dank Notcontainern die Versorgung mit Warmwasser wieder gewährleistet werden. Zu den Endkunden gehören beispielsweise das Spital Schwyz, die Kantonsschule Kollegium Schwyz, die Mittelpunktschule Schwyz oder das Kloster Ingenbohl, letzteres gilt samt dem Schwesternheim St. Josef, dem Theresianum Ingenbohl und dazugehöriger Verwaltungs- und Bildungsbauten gar als der grösste Nutzer der AGRO Energie. Bis anhin steht das Energiezentrum ausser Betrieb, was für die AGRO-Nutzer kaltes Wasser zur Folge hat. Der Brand steht in keiner Verbindung mit der Energiegewinnung, deren Trakt, erkennbar durch die grüne Kuppel, mit den drei Heizkesseln mit je 12 MW Leistung ist durch den Brand nicht betroffen.
Bis anhin steht keine Alternative zur Verfügung: Die Abwärme und die Energiegewinnung durch die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Reismühle Brunnen reicht nur für den Eigenbedarf, die Wärmepumpe des Hallenbades Brunnen versorgt zwar die Quartiere an der Bristen- und der Allmeindstrasse sowie dem Kirchenriedweg, jedoch reicht deren Kapazität bei Weitem nicht für das bereits erschlossene Siedlungsgebiet im Talkessel aus, obwohl beide Fernwärmenetze verbunden sind.
Installationswilligen ist empfohlen, bis zur Wiederaufnahme des Betriebs auf eine leider umweltunfreundliche Übergangslösung namens Ölheizung zu bauen.
In Brunnen sind beispielsweise zurzeit Bauarbeiten zum Anschluss von Quartieren an der Parkstrasse und der Föhneneichstrasse, aber auch an Orten wie im Schlossermattli oder an der Rosengartenstrasse im Gang, die Arbeiten wurden nach Bekanntgabe des Brandes abgebrochen. Ob der Brand der aufstrebenden Energieform schädlich sein kann, scheint unwahrscheinlich.

Die AGRO Energie Schwyz

Seit der Betriebsaufnahme 2009 versorgt das AGRO-Energiezentrum im Wintersried Haushalte in den Gemeinden Schwyz und Ingenbohl, das Netz wurde und wird seit der Lancierung etappenweise ausgebaut. Die durch Bioabfälle, beispielsweise Holz, Jauche oder Mist, gewonnene CO2-neutrale Energie in Form von warmem Wasser ersetzt die noch in vielen Haushalten zu findende Öl- oder Gasheizung. Während im Sommer nur die Biogasanlage im Einsatz steht, wird sie in den kälteren Jahreszeiten durch die Holzschnitzelheizung unterstützt. Der Siegeszug scheint ungebrochen, dank Fördergeldern der alternativen Energien können die Anschaffungskosten reduziert werden. Am Unternehmen beteiligt sind unter anderem die Genossame Schwyz, der Energieversorger EBS und die Oberallmeindkorporation OAK.
Der Brand vergangene Nacht war nicht das erste Feuer auf dem Gelände des Energiezentrums, bereits im vergangenen Jahr brannte es, damals war ein draussen gelagerter Holzstapel betroffen.

Links

  • Offizielle Website der AGRO Energie Schwyz
  • Artikel des Boten der Urschweiz mit Fotos vom Brandort
  • Fernwärmeleitungsplan Schwyz (PDF)
  • Fernwärmeleitungsplan Ingenbohl-Brunnen (PDF)