Kuba: Ein Land der Gegensätze

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Seit sich die Beziehungen zwischen dem sozialistisch regierten Land und der eher kapitalistisch orientierten westlichen Welt verbessert hatten, gelangte Kuba in den Fokus der Tourismuswelt. Es scheint, als wäre Kuba der neueste Trend in Mittelamerika. Doch manch’ einer wird bemerken, dass seine Erwartung kaum der Realität entsprechen.

Die zwei Seiten: Das echte Kuba…

Typisch Kuba: Oldtimerautos vor bunter Häuserkulisse in Havanna

Bereits bei der Ankunft am Flughafen wird man das erste Mal mit den kubanischen Sitten vertraut gemacht: Das bei Kunden des Schweizer Telekommunikationskonzerns Swisscom bestens bekannte Willkommen in…”-SMS liess für Kuba Unheil erahnen: 10 Megabyte an mobilen Daten – beispielsweise Internet – würden mit neunundneunzig Schweizer Franken zu Buche schlagen. In den meisten Ländern surft man trotz horrenden Roaminggebühren für Schweizer Nutzer*innen für denselben Beitrag das dreihundertvierzigfache. Kaum zu glauben, aber das Internet ist für Kubaner Neuland. Das Surfen via Mobilfunknetz ist erst seit Anfang Dezember 2018 möglich. Auch für WLAN-Netze, wie beispielsweise an Hotels und Flughäfen, ist der Erwerb von Datenpaketen für 1 CUC (1 Peso Convertible entspricht rund 99 Rappen) pro Gigabyte vonnöten. An einigen Orten waren die Datenpakete begrenzt. Schwere Zeiten für gewisse Instagram-Sternchen…

Begrenzung. Ein Fremdwort für die kapitalistische Welt, doch in Kuba noch Realität. Auch wenn die Speise- und Getränkekarten in den Restaurants sehr umfangreich waren, hiess das noch längst nicht, dass auch alles verfügbar war.
Die Infrastruktur und die Lebensverhältnisse der Bevölkerung entsprachen im Grossen und Ganzen den Gegebenheiten übriger lateinamerikanischer Länder. Doch wirkte beispielsweise die Hauptstadt Havanna dank ihrer bunten Häuser äusserst lebendig und man spürte, dass die Touristen aus einer bislang unbekannten Welt überhaupt nicht unwillkommen wären… Es ist ja nicht reiner Zufall, dass der angeblich beste Mojito der Stadt ausgerechnet auf dem Parkplatz vor dem Castillo de los Tres Reyes del Morro, einem der Wahrzeichen der Stadt, ausgeschenkt wird. Als sehr empfehlenswert sei dagegen eine Rundfahrt mit einem der für Kuba typischen Oldtimerwagen meist amerikanischer Herkunft bezeichnet.

…und das touristische

Trügende Idylle: Varadero – kubanisches Pendant zu Cancún

Varadero ist der Inbegriff des All Inclusive-Tourismus auf Kuba. War die schmale, aber lange Halbinsel östlich von Havanna früher Sommerresidenz Grossindustrieller, Mafiabossen wie Al Capone oder Diktatoren wie Fulgencio Batista, wurde sie Anfangs der 1950er-Jahre erstmals Schauplatz des Massentourismus. Dies beendete die Revolution 1959. Revolutionsführer Fidel Castro liess die Grundstücke enteignen und machte den Strand öffentlich, bemerkte aber Jahrzehnte später, dass der Tourismus dennoch eine Einnahmequelle für das durch diverse Sanktionen insbesondere der benachbarten Vereinigten Staaten von Amerika wirtschaftlich arg gebeutelte Land darstellen könnte. So wurde Kuba für den internationalen Tourismus geöffnet und Varadero erfuhr sein Comeback im Massentourismus in Form von gigantischen Luxusresorts. Vermochte sich der geeignete Kuba-Besucher in Havanna noch geschämt haben, als die im Restaurant gereichte Portion nicht genügte und deshalb ein Nachschlag vonnöten war – so verflog diese Scham beim Anblick des Buffets, über dieses Besucher aus allen Herren und Damen Länder herfielen – um freilich ganze Teller voll mit Essen zurückzulassen. Die Rücksichtslosigkeit des Menschen hatte auch Kuba erreicht.
Das die Datenpakete für das Internet in Varadero im Gegensatz zu Havanna keinerlei Begrenzung unterlagen, sollte nur nebenbei erwähnt werden, genauso wie die mobile Plattform weit draussen im Meer, in dem sich auf engstem Raume Delfine tummelten; freilich nur zum Amusement der Touristen.

Kommentar des Verfassers

Kuba ist ein noch unberührtes Paradies in der Karibik. Die Frage ist, wie lange noch. Zwar hat sich der Hoffnungsschimmer besserer Beziehungen mit den USA durch den Amtsantritt Donald Trumps wieder in Luft aufgelöst, dennoch ist die Insel in den letzten Jahren in den Fokus zahlreicher Globetrotter gelangt. Kein Wunder, Bali und Australien sind mittlerweile nicht mehr so angesagt, da ja bekanntlich jedermann dort hin reist. Zu Beginn ungewohnt war die Situation mit dem Internet, zu sehr hat man sich an die stetige Verbindung mit dem Netz gewöhnt. Doch mit der Zeit wurde man durch eine fast heilende Selbstreflexion ereilt, welche dieser digitalen Abstinenz durchaus ihre guten Seiten abgewinnen konnte. Jedem Individualreisenden sei dieses echte Kuba empfohlen, freilich auch fehlende Verbindung mit dem globalen Netzwerk. Als Gegensatz dazu Varadero – der Albtraum schlechthin. Um diesen Ort werde ich bei meinem nächsten Kubabesuch sicherlich den grösstmöglichen Bogen machen…

Anreise

Kuba lässt sich nicht wie andere Staaten ganz ohne Vorbereitung bereisen. Zwar ist im Gegensatz zahlreicher anderer Staaten dieser Welt kein Visum mehr vonnöten, nicht mal ein elektronisches wie bei den USA, Kanada oder Australien. Die notwendige Einreisekarte lässt sich nicht nur bei zahlreichen Reisebüros bestellen, sie kann noch am Abfluggate erworben werden. Die Anbindung aus der Schweiz ist vorzüglich, weswegen es noch beinahe als Wunder wirkt, dass Kuba noch als eher exotische Reisedestination gilt: Zweimal wöchentlich fliegt die Lufthansa-Tochterfirma Edelweiss Air mit einem Airbus A330-300 direkt von Zürich-Kloten nach Havanna-José Martí, ergänzend dazu einmal pro Woche mit demselben Fluggerät nach Varadero. Wie der doch für die Grössenordnung einer solchen Stadt vergleichsweise kleine Flughafen Havanna mit dreihundert einreisenden Fluggästen kämpft, ist noch eine weitere Episode für sich…
Übrigens stellt auch eine Weiterreise von Kuba in die USA entgegen einer weit verbreitenden Meinung kein Problem dar, was allerdings auf die Gegenrichtung nicht zutrifft.

Links

  • Internet-Surfen auf KubaNeue Zürcher Zeitung vom 5. Dezember 2018
  • Einreisekarte für Kuba bestellen