Wie jedes Jahr im Juni wird im Internet der Fahrplanentwurf für die nächste Periode veröffentlicht. Seit 29. Mai 2012 ist nun der Entwurf für das Fahrplanjahr 2013, welches im Dezember 2012 beginnt, online. Die Bevölkerung kann bei der zuständigen Kantonsbehörde nun Kommentare zu diesem Entwurf abgeben. Das ist auch bitter nötig, wie das Beispiel der Auto AG Schwyz zeigt…
Halbstundentakt zwischen Zürich und Schaffhausen
Eine markante Änderung erfährt wohl die Strecke Zürich-Schaffhausen: Hier wird der Halbstundentakt im Fernverkehr eingeführt: Wie bisher verkehren alternierend im Zweistundentakt InterCity-Züge Zürich HB – Schaffhausen – Stuttgart und InterRegios Bern – Zürich HB – Schaffhausen und überlagern sich so zu einem Stundentakt. Neu verkehren diese Züge allerdings ohne Zwischenhalte, der Stopp in Bülach entfällt. Um rund 20 bis 40 Minuten versetzt wird neu ein RegioExpress als Verbindung zwischen den beiden Kantonshauptstädten eingeführt, mit Zürich Oerlikon und Bülach umfasst er zwei Zwischenhalte. Dieses neue Fernverkehrskonzept hat auch Folgen für den Regionalverkehr: Bei der S5 (Pfäffikon SZ – Rafz/Niederweningen) der S-Bahn Zürich werden die Endpunkte der Zugläufe (Rafz und Niederweningen) getauscht, so dass auch die S22 (Bülach – Schaffhausen – Singen (Hohentwiel)) und die S55 (Niederweningen – Oberglatt) in ihrer Fahrplanlage um 30 Minuten verlegt werden müssen. Dies geschieht, um einen konzentrierten Fahrplan (zwei Züge innert fünf Minuten und dann in deren 55 keine Zugshalte mehr) zu vermeiden.
Auch die Ostschweiz wird profitieren, wenn auch von keinen Taktverdichtungen: Der Rheintal-Express zwischen St. Gallen und Chur wird neu mit Doppelstockzügen der Marke Stadler KISS bedient. Der nächste Quantensprung wird dort im Jahr 2013 mit der Ausweitung der S-Bahn St. Gallen auf den ganzen Kanton und des neuen InterRegio/EuroCity-Haltes in Walenstadt/SG vollzogen. Jedoch sind noch einige Details zu klären, so sollen beispielsweise dem Bahnhof St. Gallen St. Fiden mit der Beschleunigung des Rheintal-Express’ und der Stutzung des Voralpen-Express’ auf den Zuglauf Luzern-St. Gallen voraussichtlich beide Fernverkehrsverbindungen weggenommen werden, was vor allem bei der Stadt St. Gallen auf Unbehagen, Unmut und Gegenwehr stösst.
Neues Angebotskonzept in der Westschweiz
Unter dem Namen Romandie 2013 wird der Zugsverkehr in der französischsprachigen Schweiz auf den Kopf gestellt. Bisher verkehren fünf Züge pro Stunde zwischen Genf und Lausanne, dazu kommen noch stündliche ICN, welche ab Morges beziehungsweise Renens auf die Strecke stossen. Diese Züge besitzen alle unterschiedliche Haltefrequenzen, egal, welcher Zugskategorie sie angehören. Die Haltepolitik wird gestrafft, so dass die Fernbahnhöfe der meisten ihrer Verbindungen beraubt werden. Wie bisher werden die InterCity St. Gallen – Genève Aéroport und die InterRegio Luzern – Genève Aéroport ohne Halt zwischen Lausanne und Genf verkehren. Die InterRegios zwischen Brig und Genf werden nunmehr in Nyon und Morges halten, die Stopps in Gland und Renens entfallen. Auch die InterCity-Neigezüge erhalten eine tiefere Haltefrequenz – sie werden in Zukunft ab Yverdon ohne Halt bis Lausanne beziehungsweise Genf geführt, zu den Hauptverkehrszeiten werden die Halte in Morges und Nyon und teilweise auch Renens beibehalten.
Im Gegenzug wird der bisherige RegioExpress-Stundentakt Genève-Lausanne auf einen Halbstundentakt erweitert, die Züge werden alternierend bis Vevey (ohne Zwischenhalte in der Lavaux) oder Romont (mit Halt in Palézieux) verlängert. Auch hier werden statt der bisherigen Wendezüge mit Re 4/4 II und EW II neu doppelstöckige Züge des Typs Stadler KISS eingesetzt.
Auf der Strecke Lausanne-Fribourg-Bern werden die bisherigen RegioExpress-Züge Bulle-Romont-Fribourg neu als S-Bahn-Züge stündlich bis Bern geführt, im Gegenzug entfällt der Halt des InterRegios Genève Aéroport-Luzern in Palézieux und Romont. Zudem haben die RE aus Genf in Romont keinen Anschluss in Richtung Fribourg.
Des Weiteren wird der Haltepunkt Morges St-Jean nun auch am Wochenende bedient, weil nun statt der nur werktags verkehrenden S4 die S3 Allaman-Villeneuve im Bahnhof hält.
Wenig Neues in der Zentralschweiz
Die markanteste Änderung in der Zentralschweiz betrifft wohl die vorzeitige, aber auch erst teilweise Inbetriebnahme der Zentralbahn-Haltestelle Luzern Allmend. Aus Kapazitäts- und Rollmaterialgründen kann sie nur in reduziertem Masse bedient werden – in Fahrtrichtung Luzern hält die S5 (Giswil-Luzern), in der Gegenrichtung die S4 Luzern-Dallenwil. Der Vollbetrieb mit einer Bedienung von beiden Linien in beiden Richtungen ist erst per Fahrplanwechsel 2013 möglich.
Auf der Gotthardstrecke gibt es vor allem Anpassungen im Minutenbereich, zudem hält der sommerliche Sonntagabendentlastungszug IR 2286 (bisher IR 2288) neu auch in Flüelen (18.22) und Brunnen (18.33). Das EuroCity-Zugspaar 153/158 Basel SBB-Milano Centrale ist in seiner Linienführung aus Rollmaterialgründen noch nicht gesichert, es besteht die Möglichkeit, dass er auf dem Weg in Richtung Italien durch den verlängerten IR Luzern-Locarno und in der Gegenrichtung durch einen ICN Lugano-Basel ersetzt wird. Diese Möglichkeit wurde auch im Fahrplanentwurf veröffentlicht.
An der Bahnstrecke Zug-Affoltern am Albis-Zürich Altstetten wird neu die Station Steinhausen Rigiblick in Betrieb genommen, sie wird halbstündlich von der S9 Zug-Zürich HB-Uster bedient. Auf der Strecke Zug-Thalwil wird die Station Sihlbrugg trotz heftigen Protesten nicht mehr von Zügen bedient, die S21 fährt nun zwischen Baar und Horgen Oberdorf ohne Halt durch. Ein Ersatzbus wird nicht eingerichtet, da das Einzugsgebiet der Station weniger als 100 Leute umfasst, so dass von Seiten des Gesetzes keine Erschliessung mit dem Öffentlichen Verkehr vonnöten ist. Der Bahnhof Sihlbrugg wurde durchschnittlich nur von wenigen Reisenden genutzt, vor allem von Wanderern und Freizeiturlaubern.
Eine markante Fahrplanänderung vollzieht die Auto AG Schwyz auf ihrer Linie 2, die von Schwyz über Brunnen, Gersau, Vitznau, Weggis und Greppen nach Küssnacht führt. Jeder zweite Bus – diejenigen mit Fahrtziel Küssnacht – wird ausserhalb der Hauptverkehrszeiten neu – angeblich, um das Verkehrsaufkommen anlässlich der Mositunnel-Sanierung zu reduzieren – ab dem Bahnhof Brunnen via Luzernerstrasse nach Seilbahn Urmiberg geführt, was für die Haltestellen im Brunner Dorf (Kantonalbank, Brunnen See, Hafenstrasse, Heideweg, Sportplatzweg und Hopfräben) einen markanten Leistungsabbau bedeutet. Wozu dieser Schritt ausgeführt wird, ist unklar, an mangelnden Frequenzen mag es nicht liegen, wie das Beispiel Brunnen See zeigt. Die offizielle Begründung, dass die Busse wegen der anstehenden Mositunnelsanierung im Stau stehen würden, ist kontraproduktiv. Auch eine Fahrtzeitenreduktion auf der Strecke Schwyz-Küssnacht wird so wohl kaum erreicht, da müsste man eher die fünf bis zehn Minuten Standzeit an der Schiffstation Weggis reduzieren – ein Unikat auf dem gesamten AAGS-Netz. Sollte das aber so sein, dann dürfte die Hälfte der Busse auch an vielen anderen Stationen des AAGS-Netz nicht mehr halten, wie beispielsweise Diesel in Ibach/SZ. Eine zielgerichtete ÖV-Strategie sieht anders aus – man kann es Leuten, die wieder vermehrt zum Auto greifen nicht verübeln: Das Argument gegen einen Pendelverkehr Brunnen-Schwyz per Auto ist nun dahin: Es fährt alle 15 Minuten ein Bus…
Dies stellt für viele Busreisende übrigens der Gipfel von Frechheiten dar, welche sich die AAGS in den letzten Jahren erlaubte. Unter diesen Umständen sind Unmutsäusserungen, welche einen Entzug der Konzession für die AAGS fordern, keine Seltenheit mehr.
Neue TGV-Züge
Im internationalen Verkehr können keine fahrplantechnische Voraussagen getroffen werden, jedoch wird das SNCF-SBB-Jointventure Lyria auf ihren Strecken Bern-Paris, Lausanne-Paris und Genf-Paris neu Fahrzeuge des Typs TGV POS einsetzen, sie ersetzen die 25 Jahre alten TGV Sud-Est-Kompositionen. TGV POS kamen bereits zwischen 2007 und 2011 zwischen Paris, Basel und Zürich zum Einsatz, werden hier aber durch doppelstöckige TGV N2N2 ersetzt.
Im internationalen Verkehr nach Österreich wird nun ein sechstes railjet-Zugspaar den Verkehr aufnehmen.
Keine Stellungnahme, aber…
In den ungeraden Jahren führen die Kantone eine Vernehmlassung des Fahrplans durch, nichtsdestotrotz können auch dieses Jahr Kommentare und Stellungnahme, positiver oder negativer Weise, bei der zuständigen Stelle, die auf der Webseite des Fahrplanentwurfs vermerkt ist, eingeben.
Ich finde den Artikel sehr gut und informativ! Es ist äusserst postiv, dass das Angebot vom öV immer mehr ausgebaut wird.
Nur gilt dieser Ausbau leider nicht für den Bus in Brunnen.
Die Fahrplanänderung in Brunnen der AAGS ärgert mich sehr und ich als betroffener AAGS-Passagier-Pendler finde diese Umstellung überhaupt nicht angebracht! Ich habe gehört, dass die AAGS diese Änderung aufgrund des Umbaus am Mositunnel machen, umso den Verkehrsaufkommen im Dorf zu verringern.
Meiner Meinung nach ist diese Änderung aber gerade kontraproduktiv, da ich mir sehr gut vorstellen kann, dass einige der betroffenen Pendler ab Dezember 2012 das Auto nach Schwyz nehmen statt den Bus, um trotzdem noch mobil sein zu können. Diese Umstellung aufs Auto würde das Verkehrsaufkommen im Dorf dann aber natürlich noch erhöhen und es wäre somit niemanden geholfen.
Und von den anderen betroffen Passagieren, welche nicht die Möglichkeit haben aufs Auto umzusteigen, kann man auch nicht erwarten, dass diese mit dem Velo nach Schwyz oder zumindest zum Bahnhof Brunnen radeln, um doch noch wie gewohnt nach Schwyz zu gelangen.
Das Problem mit den Verkehrsaufkommen im Dorf während des Umbaus Mositunnel wurde meines Erachtens völlig falsch angegangen. Gerade ein Bus ist die beste und effektivste Lösung ein allfälliges grosses Verkehrsaufkommen in Dorf Brunnen zu bewältigen. Das Ziel sollte doch sein, die Auto-Pendler zu bewegen, in dieser Umbauphase den Bus zu nehmen statt das Auto und nicht umgekehrt.
Diese neuen Bus-Pendler würden dann auch erkennen, welche guten Busverbindungen zurzeit in der Region vorhanden sind und das es gar nicht nötig ist jeden Tag das Auto nach Schwyz zu nehmen. Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass die AAGS noch einige Neukunden für die Zukunft dazugewinnen könnte.
Mir bleibt darum wohl nicht anders übrig als meine Meinung an die entsprechende Stelle zu richten und hoffe, dass mit mir einige andere Personen folgen, um so diesen Service-Abbau abzuwenden.
Die Stellungnahme habe ich bereits vorgenommen…mit einem lustigen Kommentar als Antwort, dass dieses Jahr keine Vernehmlassung stattfinde. Hä?
Aber hat diese Massnahme zwingend etwas mit dem Mositunnel zu tun? Gemäss dem Bauprogramm hätte mit der Sanierung bereits letzten September begonnen werden müssen: http://www.tcs-schwyz.ch/cms/aktuelles/aktuelles-aus-der-presse/418-sanierung-mositunnel.html