Aufgrund einer Panne wurde das Programm des Montreux Jazz Festivals vom 29. Juni bis zum 14. Juli bereits frühzeitig diversen Pressehäusern zugestellt, die es natürlich nicht lassen konnten, erste Brocken durchsickern zu lassen. Aufgrund dieser Indiskretion hat sich die Festivalleitung entschieden, das Programm bereits am Donnerstag zu veröffentlichen, zwei Tage früher als geplant. Die Agenda könnte ohne Weiteres als Inspiration für Radiosenders zur Gestaltung ihres Programms dienen.
Bob Dylan als Headliner im Auditorium Stravinski
Einer der Höhepunkte des alljährlich im Centre de Congrès stattfindenden Festivals wird wohl der Auftritt des US-Folkbarden Bob Dylan darstellen, welcher am 8. Juli im Auditorium Stravinski des Kongresszentrums über die Bühne gehen wird. Trotz des Namens werden auch Genres abseits des Jazz zum Zuge kommen, so wird zum Beispiel am 12. Juli die finnische Symphonic-Metal-Band Nightwish im Auditorium ihre Darbietung zum Besten geben. Nicht zu vergessen sind auch die bereits früher bekannt gegebenen Auftritte von Herbert Grönemeyer und Noel Gallagher, aber auch Jazz-Legende Herbie Hancock, Van Morrison, Anastacia, Alanis Morissette oder die irische Sängerin Sinead O’Connor. Eröffnet wird die Konzertreihe des Auditoriums Stravinski durch den Westschweizer Bastian Baker und die Schottin Amy Macdonald.
New Orleans-Themenabend in der Miles Davis Hall
Auch die benachbarte Miles Davis Hall, benannt nach dem 1991 verstorbenen Startrompeter und –flügelhornist, hat einige Hochkaräter zu bieten: Den britischen Jungstar Ed Sheeran, Don’t worry, be happy-Bobby McFerrin, Lana Del Rey, Rufus Wainwright, Jessie J, Tony Bennett, Bobby Womack oder die früher Je t’aime stöhnende Jane Birkin. Zudem wird in der Miles Davis Hall unter dem Namen New Orleans ein Blues-Themenabend angeboten, in der unter anderem Hugh Laurie sein Werk zum Besten geben wird.
Die Preise der kostenpflichtigen Konzerte belaufen sich von 80 bis 240 Franken, der Vorverkauf startet morgen um 10 Uhr vormittags. Die Tickets sind dann hier im Internet erhältlich.
Was ist das Montreux Jazz Festival?
Der jährlich im Sommer im Centre des Congrès und anderen Standorten zu Montreux/VD über die Bühne gehende Anlass ist hinter demjenigen Montreals das zweitgrösste Jazzfestival der Welt. Auch genreferne Bands treten auf, so Deep Purple oder Johnny Cash. Es wurde 1967 von Géo Voumard, dem ehemaligen Pianisten des Hazy Osterwald Sextett, und des Radiojournalisten Lance Tschannen ins Leben gerufen. Unter der Leitung Claude Nobs’ mauserte es sich zu einem Festival mit der heutigen Bekanntheit. Heute dauert es rund 16 Tage und ist fester Programmpunkt zahlreicher hochkarätiger Künstler im Musikbusiness.
Vielleicht wäre gewissen Radiosendern mal angeraten, ihre Redakteure nach Montreux zu entsenden, um neue Ideen für die Gestaltung des Programms zu finden. Heute macht es oftmals den Anschein, dass die Sender gerade mal eine CD besitzen. Ein Video, das auf diesen kommerziellen Mainstream abzielt, sorgt zur Zeit in der Schweiz für rote Köpfe: Der Schweizer Rapper Lügner läuft im Studio von DRS 3 Amok, weil diese zum x-ten Mal Ewigi Liäbi von Mash über den Äther dudeln lassen. Die Liste solcher Nerv-Songs ist lang, und im Line-Up von Montreux sucht man Namen wie Michel Telo (Nüssä, nüssä, Ich mues etz wirklich nüssä! – Ja dann Gsundheit!), Tajo Cruz (Wir haben schon vom Hören deines Lieds einen Hangover!), David Guetta mit seinem aus drei Tasten bestehenden Klavier featuring irgendwelchen Goldkehlchen, Tim Bendzko (Dann rette mal die Welt du nervender Mailchecker, statt nur davon zu flöten!) und Wham! (Bei eurem Lied sehnt man sich wahrhaftig nach den besungenen Weihnachten 1983, denn damals gab es euren Song noch gar nicht!) vergeblich! Wahre Musikanten drücken keine Computertasten, sondern spielen ihr Instrument. Aber singen müssen sie auch können, sonst soll man lieber den Mund halten.
Übrigens wurde seit der Gründung jeder Künstlerauftritt in Montreux aufgezeichnet. 2010 äusserte der langjährige Festivaldirektor Claude Nobs die Absicht, dass diese Videodokumente der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten, wie er in der Tagesschau des Schweizer Fernsehens vom 10. Dezember 2010 bekanntgab: