Die Baueingabe für die erste Etappe der Urbanisierung des stillgelegten Holcim-Areals in Brunnen/SZ ist erfolgt. In insgesamt fünf bis sieben Etappen soll ein neues Quartier mit Wohnungen, Büros, Geschäften und anderen Lokalen errichtet werden. Die erste Etappe wird dabei als zentrales Element des künftigen Viertels dienen, der Fokus ist auf Geschäfte und Büros gelegt. Die übrigen Arealteile werden einer Zwischennutzung unterlegt.
Ein Platz als zentrales Element
Die Bauten der ersten Etappe – drei bisherige werden umgebaut und zwei neue errichtet – sind um einen Hauptplatz angegliedert, zu Ehren des Zementfabrikgründers Karl-Hürlimann-Platz genannt wird. Unter dem Platz wird eine Tiefgarage für die umstehenden Bauten erstellt. Die Gebäude der ersten Etappen werden keine Wohnungen umfassen, es sind Büros und Freizeitaktivitäten vorgesehen, in den Erdgeschossen zudem Läden, Restaurants und Bars. Das Fabriksilo könnte dabei noch um zwei Etagen erweitert werden und zu einer Skybar mit Aussicht umfunktioniert werden. Eine ähnliche Idee war für das Silo im Gebiet Hertiturm bei der Rosengartenstrasse schon mal in Umlauf gebracht wurden, wurde jedoch vom Liegenschaftseigentümer selbst niemals verfolgt.
Weitere Entwicklung möglich
Nach der ersten Etappe wird sich der Rest des Areals um diese Entwickeln. Westlich davon sollen Wohnquartiere mit bis zu 200 Wohnungen anschliessen, südlich und östlich sind Business- und Dienstleistungsquartiere vorgesehen. Möglich ist auch die Ansiedlung eines Technoparks, wie er in der Schweiz beispielsweise in Windisch/AG zu finden ist. Hier sollen alle Unternehmen des technischen Sektors konzentriert werden, Interesse besteht von Seiten des Rüstungskonzerns RUAG, welcher seine Produktionsstätte mit über 100 Angestellten von der Hopfräben in Brunnen-West nach Nova Brunnen verlegen möchte.
Maximale Gebäudehöhe: 46 Meter
Die Gebäude werden fünf bis sechs Stockwerke umfassen, die maximale Gebäudehöhe ist auf 46 Meter fixiert, erreicht wird diese Marke vermutlich vom Silo. Damit haben die Gebäude von Nova Brunnen weiterhin gegenüber dem unmittelbar südlich davon gelegenen Getreidesilo – das eine Höhe von 65 Meter umfasst – das Nachsehen in punkto Gebäudehöhe.
Für das Areal wurden diverse Studien belegt, auch rennomierte Architekturbüros wie Albert Speer&Partner (der Geschäftsgründer Albert Speer junior hat seinen gleichnamigen Vater übrigens nur selten gesehen) waren daran beteiligt.
Der Masterplan wurde vom Zürcher Architekturbüro Fischer gewonnen, das sich über mehrere Generationen hin unter anderem für den Erweiterungsbau des Alters- und Pflegeheim in Steinen/SZ, die neue Sihlpost in Zürich oder dem Umbau des Luxushotels Baur au Lac in Zürich verantwortlich zeigte. Mit grossflächigen Entwicklungsgebieten haben die Fischer Architekten ebenfalls Erfahrung, so nahmen sie am Wettbewerb für den Glattpark in Opfikon/ZH teil und zeichneten sich für die Bauten des Business-Quartiers D4 in Root/LU verantwortlich. Ein wesentlicher Aspekt im Projekt ist die Vermischung von industrieller Vergangenheit und Nebauten, in dem man die alten Fabrikgebäude in das Projekt integriert und erweitert.
Ebenfalls involviert im Projekt ist Projektleiter Steff Fischer, der zur Zeit ein ähnliches Projekt in Form der Europaallee am Hauptbahnhof Zürich betreut.
Zwischennutzung möglich
Ein wichtiger Aspekt im Masterplan ist die Zwischennutzung, bei der das ausserhalb des Bauperimeters gelegene Areal anderen Nutzungen wie Kinos oder diversen Freizeitaktivitäten unterzogen werden kann. Da die Etappierung marktabhängig ist, kann es sein, dass aus einer provisorischen Zwischennutzung eine endgültige wird. Für die restlichen Etappen sind nämlich noch keine konkreten Vorstellungen da. Auch die Uferlandschaft der Muota wird umgestaltet.
Das Holcim-Areal ist nicht das einzige Entwicklungsgebiet im Norden der Gemeinde Ingenbohl, denn auch die stillgelegten SBB-Lagerhäuser warten auf ihren Abriss, sie würden ebenfalls einem Wohn- und Dienstleistungszentrum weichen. Hier gibt es einige Entwürfe, doch auf einen fixen Zeitplan wartet man vergebens. Eines der Lagerhäuser wurde bereits in eine Zwischennutzung überführt, das nordöstlichste neben dem Getreidesilo wurde in eine Kartbahn umgebaut.
Erste Rückbauten innerhalb der Gebäude wurden bereits nach der Schliessung ausgeführt, dabei kam es innert zwei Tagen zu zwei Grossbränden. Zur Zeit werden auf dem Holcim-Areal Teile der Tunnelbohrmaschine des Gotthard-Basistunnels gelagert. Mitte September fand in der ehemaligen Halle 37 die Gruppenausstellung Die Fabrik ruft statt. Weitere Zwischennutzungen können über das Projekt Muota Brunnen vorgenommen werden.
Problem Individualverkehr
Ein grosses Problem mit der Entwicklungsachse Urmiberg bildet da der Verkehr. Obwohl bereits Baueingaben stattfinden, schlägt sich der Kanton Schwyz immer noch mit diversen Projektvarianten herum. Er will um jeden Preis den A4-Anschluss Mitte in Seewen durchboxen, dem der Anschluss Brunnen weichen soll, auch wenn die lokale Bevölkerung nicht gerade damit einverstanden ist. Die Erschliessung mit der A4 klappt gut, wieso da etwas verändern? Ich denke eher, dass der Kanton damit von anderen Problemen ablenken will, vor denen er die Augen verschliesst: Die Achse Schwyz-Brunnen. Bereits vor einigen Wochen gab es einen erheblichen Stau, nur weil am Viadukt beim Bahnhof Brunnen eine Dilatationsfuge ausgewechselt wurde. Dasselbe Problem erst gestern, weil es auf Höhe der Bushaltestelle Klosterstrasse in Ingenbohl einen Auffahrunfall gegeben hat. Aber wird gegen die Verkehrsproblematik etwas gemacht? Nein. Wenn der Anschluss Mitte anstelle des Anschlusses Brunnen erstellt wird, dann verlagert sich der gesamte Verkehr auf die neue Kantonsstrasse Brunnen-Seewen, anstelle einer geschickten Verkehrsverteilung. Auf die Damen und Herren Ingenieure wartet noch viel Arbeit.
Ideal wäre folgendes Strassennetz:
Ausbau im Öffentlichen Verkehr gefordert
Natürlich darf der öffentliche Verkehr nicht vernachlässigt werden. Nova Brunnen, das Hertipark-Areal und das Zeughausareal sollen durch eine Buslinie zwischen den Bahnhöfen Schwyz und Brunnen erschlossen werden, die im Viertelstundentakt verkehren soll. Damit es wie bei der Strasse Schwyz-Brunnen nicht zu Kapazitätsproblemen kommen soll, ist es wünschenswert oder gar erforderlich, dass die neue Kantonsstrasse Brunnen-Seewen an möglichst vielen Stellen mit eigenen Busspuren versehen wird. Des Weiteren könnte die Buslinie 4 (Morschach LMS-Brunnen SBB) über Gätzli und die neue Querverbindung ins Nova-Brunnen-Areal und dann in die Stegstuden verlängert werden.
Auch soll es an der SBB-Linie zwischen den Bahnhöfen Brunnen und Schwyz neu drei S-Bahn-Haltepunkte geben, einer beim Zeughausareal in Seewen, einer bei der Stegstuden in Ingenbohl, während der dritte auf der Grenze Hertipark – Nova Brunnen errichtet werden soll. Durch letzteren könnten beispielsweise auch die Quartiere Mettlen/Riedmattli oder auch die Wohnbauten an der Schwyzerstrasse besser an den Bahnverkehr angeschlossen werden, denn bisher sind keine Anschlüsse zwischen der AAGS und den SBB am Bahnhof Brunnen möglich, die Busse fahren just zu dem Zeitpunkt der Zugsabfahrt über den Viadukt. Die Station in der Stegstuden könnte auch der Erschliessung der Quartiere Wylen und Schränggigen dienen, während dessen die Haltestelle beim Zeughausareal auch der Erschliessung des Wintersrieds und den Gewerbebauten an der Muotastrasse dienen kann, eine Buslinie wurde vor ein paar Jahren bis zur Endhaltestelle Studenmatt zurückgekappt.
Siehe auch
Links
Steff Fischer ist bei Nova Brunnen schon lange nicht mehr in charge. Vorausgesetzt, es sind keine Rechnungen mehr offen: Wegen Hoffnungslosigkeit. Die Fischer Architekten AG listen das Projekt auf ihrer Webseite bewusst nicht auf. Brunnen Nova scheint, ähnlich wie der Medtech-Cluster in Küssnacht, vor allem ein Fantasieprojekt aus dem Amt für Wirtschaft zu sein. Sollte der Kantonsrat dem 5 Mio.-Beitrag an die Erschliessung zustimmen, so wäre dies verlorenes Geld.
Danke für den Kommentar.
Steff Fischer hat mit den Fischer Architekten nichts zu tun, der Nachname ist nur derselbe.
Ob es mit Nova Brunnen oder dem Medtech Cluster was wird, werden wir sehen.
Jedoch wäre es wünschenswert, wenn auch andere Orte in Innerschwyz etwas erhalten dürfen und nicht alle Einrichtungen wie Einkaufszentren oder Schulen ausschliesslich in den Gemeinden Schwyz und Arth angesiedelt werden.