Muota führte viel Wasser – Überflutungen im Berner Oberland, im Wallis und im Kanton Obwalden

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Nachdem wochenlang eitel Sonnenschein geherrscht hatte, wurden diese Wochen praktisch innert vier Tagen ausgeregnet. Und dies hatte Folgen. Im Berner Oberland und im Kanton Obwalden sind zahlreiche Verkehrswege unterbrochen, während die Muota im Kanton Schwyz ebenfalls Hochwasser führte, die Region jedoch mit einem blauen Auge davonkam.

Zahlreiche Bahnstrecken unterbrochen
Gemäss den Bahnverkehrsinformationen der SBB hatte die Berner Oberland Bahn (BOB) den Betrieb zwischen Interlaken Ost beziehunsgweise Zweilütschinen und Lauterbrunnen/BE sowie zwischen Wilderswil/BE und der Schynigen Platte wegen Hochwassers eingestellt, genauso wie die MOB zwischen St. Stephan/BE und Lenk im Simmental und die Zentralbahn (zb) zwischen Dallenwil/NW und Engelberg/OW sowie zwischen Meiringen und Brienz. Im Gegensatz zu den BOB-Strecken, die rund zehn Tage ausser Betrieb sein werden, sind die anderen Strecken wieder befahrbar. Weiters ist der Bahnhof Kandersteg auf der Lötschberg-Bergstrecke der BLS überflutet, so dass diese Züge zwischen Goppenstein und Frutigen ausfallen, die durch den Basistunnel verkehrenden InterCitys der Relation Romanshorn-Brig halten deshalb ausserordentlich in Frutigen, damit die Verbindung zwischen dem Kandertal und dem Wallis weiterhin gewährleistet ist. Auch Strassen wurden verschüttet, so beispielsweise die Verbindung nach Leukerbad/VS. In verschiedenen Gemeinden wurden Leute evakuiert, Guttannen/BE war zeitweise von der Aussenwelt abgeschnitten. In Engelberg wurde der Parkplatz der Titlisbahnen nicht von den Wassermassen der Engelberger Aa verschont, die über die Ufer getreten war. Besonders hart wurde das Lötschental im Kanton Wallis getroffen, der Zugang in Goppenstein/VS ist gesperrt, exponiert lebende Bewohner in Blatten/VS und in Wiler/VS wurden evakuiert. An der Aare wurde vom Bund Gefahrenstufe 3 ausgesprochen, vor allem das Atomkraftwerk Mühleberg wirft Fragen auf, hat es doch einen Stresstest in Sachen Überschwemmungen vor einiger Zeit nicht bestanden.

Muota führte Hochwasser

Werte der Messstation Brunnen des Bundesamtes für Umwelt (BAFU). Screenshot BAFU
Werte der Muota, gemessen von der BAFU-Messstation in Brunnen
Bedrohlich war die Lage auch in Ibach/SZ und Brunnen/SZ, denn die Muota führte laut der Feuerwehr Brunnen rekordverdächtige Mengen Wasser mit sich. Beim Jahrhunderthochwasser 2005 wurde bei der BAFU-Messtation in Brunnen ein Rekordwert von 423 Kubikmeter Wasser pro Sekunde registriert, der heute mit einem Spitzenwert von 278 Kubikmetern zwar nicht gebrochen wurde, jedoch floss das Wasser heute um 13 Uhr in einer Höhe von 438 Metern über Meer, gegenüber 437,63 Metern vor sechs Jahren. Normalerweise fliessen in der Muota rund 20 Kubikmeter in der Sekunde. In der Gemeinde Ingenbohl gilt ab einer Fliesshöhe von 436,6 Meter über Meer in einzelnen Teilen Hochwassergefahr. Augenzeugen zufolge soll sie bei der Muotabrücke an der Gersauerstrasse bei der Spitzenzeit am Mittag leicht über die Ufer getreten sein. Die Dämme sind jedoch höher gebaut, so dass für die Einwohner nie eine Gefahr bestanden habe. Obwohl die Muota ausserhalb der Siedlungen fliesst, kann sie durch ihren dorfumrundenden Lauf bei einer Überflutung über die Dämme trotzdem verheerende Folgen anrichten.
In Ibach wurde der Pikettzug der Stützpunktfeuerwehr Schwyz aufgeboten, um bei einer allfälligen Überflutung die Muotabrücke der Hauptstrasse Brunnen-Schwyz zu sperren. Nachdem am Mittag der Regen aufgehört hatte, liess auch der Pegel der Muota nach. Um 15 Uhr lag er in Brunnen noch bei 437, 8 Meter, um 18 Uhr schliesslich bei 437,4 Meter. Auch die Anzahl Kubikmeter haben sich bis um 18 Uhr auf 190 reduziert, zwar immer noch das neuneinhalbfache vom Normalwert, jedoch beruhigender als die Situation am Mittag. Teilweise flossen ganze Baumstämme mit den Wassermassen in Richtung Vierwaldstätter See. Der Pegel des Sees stieg bis zum Abend auf 433,8 Meter an, was innert eines Tages einen Anstieg von rund 30 Zentimetern ausmacht. Hochwassergefahr besteht jedoch nicht, Situationen wie im August 2005, als der gesamte Dorfkern Brunnens unter Wasser stand, werden wohl als Folge der Warmfront in der Nacht auf heute nicht anzutreffen sein. Ab morgen bestimmt zum Glück wieder die Sonne das Wetter, die Temperaturen steigen wieder auf rund 20 Grad und das viele Wasser ist wieder vergessen. Es ist auch zu wenig Schnee gefallen, damit die Schneeschmelze gefährliche Folgen haben könnte.
Das Elektrizitätswerk des Bezirks Schwyz (EBS) stellte den Betrieb der Wasserkraftwerke im Muotathal ein, weil der Fluss zu viel Geschiebe führte.

Anbei verschiedene Bilder vom Muotadamm in Brunnen:

Links

  • Messtation des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) in Brunnen
  • BAFU-Messtation Brunnen mit den Pegelwerten des Vierwaldstättersees

  • YouTube-Video vom Boten der Urschweiz über die Situation in Ibach

    Tagesschau vom 10.10.2011
    Tagesschau-Bericht zur Situation in der Schweiz

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