Was haben Robin Scherbatsky, die Nationalräte und Roger Köppel gemeinsam? Ja, sie tendieren zu Wortwiederholungen. Schon in nüchternem Zustand höchst amüsant, haben sich solche Anaphern in der heutigen Gesellschaft als Trinkspiele etabliert. Doch wieso tendiert der Mensch zu Wortwiederholungen?
Wie aus Come on, get up New York eine beliebte TV-Show wurde
Robin Scherbatsky, die mehr oder weniger erfolglose TV-Moderatorin aus der US-Sitcom How I Met Your Mother hatte eines Tages ein Vielfaches mehr als Zuschauer, als Studenten der Columbia – unter anderem die Architekturklasse der HIMYM-Hauptfigur Ted Mosby – entdeckte, dass sie zu Wortwiederholungen neigte. Am Anfang eines jeden Satzes rutschte der von Cobie Smulders gespielten gebürtigen Kanadierin die Floskel Aber ähm heraus, woraufhin sich die Studentenmeute gleich einen Kurzen reinkippte. Nachwehen vorprogrammiert, denn sie tat es nicht gerade selten, obwohl sie (natürlich) beteuert, dieses Wort niemals in den Mund zu nehmen.
Mit dieser Sendung stützte sich die Trinkspielidee bei Wortwiederholungen in der Gesellschaft ab. Auch für Dr. House gibt es ein ähnliches Spiel, dort soll sich der Zuschauer einen Shot gönnen, wenn House zu Vicotin greift.
Die englische Version – but um – von aber ähm
Auch in der Politik gerne gesehen
Aber auch in der etablierten Politik neigen gewisse Exponenten zur Wortwiederholung. Vor den Bundesratswahlen hatte die NZZ die Idee, während den Wahlen ein Trinkspiel zu veranstalten: Jedes Mal, wenn am Rednerpult (oder in der Arena) das Wort Konkordanz in den Mund genommen wird, soll man zum Schnaps greifen. Vernünftigen Seelen ist geraten, Bier zu bevorzugen, ich will ja niemandem zu übermässigem Alkoholkonsum verleiten.
Im Nachhinein muss man sagen, an diesem Mittwochmorgen topfnüchtern gearbeitet zu haben, war äusserst schwierig, denn Konkordanz wurde in allen Variationen (Adjektiv, Verb, Nomen, Partikel, Konjunktiv und wie diese Fremdwörter der Germanistik alle lauten) vom Rednerpult vorgetragen. Vor allem SVP-Fraktionspräsident Caspar Baader wäre der wohl grösste Rauschauslöser der Schweizer Geschichte geworden, wäre die Wahl an einem Freitag- oder Samstagabend abgehalten worden. Bierlieferanten und Beizer wären an logistische Grenzen gekommen, durstige Kehlen, die nach mehr lechzten, hätten vertröstet werden müssen, kurzum: Massenkonkurs wäre über der Schweiz eingebrochen, reihenweise Lokale hätten schliessen müssen, der Schweizer hätte kein Bier mehr trinken können und wäre zu dem Bünzli verkommen, den man im Ausland bereits zu sein scheint. Kurzum: Ein Super-GAU, eine Katastrophe apokalyptischen Ausmasses wäre über uns hereingebrochen.
Glücklicherweise fand die Wahl morgens am typischsten Werttag – mitten in der Woche – statt.
Die Leber und auch die Lachmuskeln würden es viel lieber sehen, wenn aus dem Wort Konkordanz folgender satirischer Unterton gezogen wird:
Die Rogers bei Schawinski
Dem illustren Kreis beigetreten ist zudem Weltwoche-Chefredakteur Roger Köppel zu Besuch bei seinem Namensvetter in dessen Sendung Schawinski auf dem Monopolsender SF. Roger Schawinski befragte Köppel zur Affäre um den ehemaligen Nationalbankspräsident Philipp Hildebrand. Köppel legte los und nahm sein ganzes Repertoire an unterschiedlichen Wörtern zur Hand. Schnell kristallisierte sich heraus, dass sich die Worte Weltwoche und aufgedeckt für das Trinkspiel bestens eignen. Die Basler TagesWoche hat sich der Sendung angenommen und aus den beiden Wortfetzen ein Video zusammengeschnipselt, um einem das Zählen massiv zu erleichtern.
Selbstverständlich würde sich ein solches Spiel auch mit Schawinski selbst spielen lassen – Ich, findi guet, Number One, Hello, Han ich erfunde, Isch mini Idee gsi, et cetera et cetera, Möglichkeiten gibt es zuhauf:
So in etwa könnte es aussehen:
Jeder streitets ab
Der Mensch ist dazu geboren, immer wieder auf dasselbe Wort zurückzugreifen. Trudi Gersters Märchen haben auch stets denselben Anfang… Oder jedes Chasperlitheater. Oder welche Geschichte aus vergangener Zeit fängt nicht mit Dies werde ich niemals vergessen, als… an? Trotzdem will man es nicht wahrhaben, doch es ist natürlich: Die Möglichkeit verschiedener Wortkombinationen ist nämlich begrenzt, und man will bei einem Gespräch unter uns Normalsterblichen nach einem Uni-Deutsch mit Fremdwörtern für jedes einzelne Wörtchen um sich werfen, es sei denn, man möchte prahlen. Aber das ist ein anderes Paar Schuhe.
Also wiederholt sich der Mensch nunmal, es kann sehr lustig sein, und eben als Vorlage für ein Trinkspiel dienen. Kann sein, muss aber nicht. Eine Kokslinie ziehen würde auch gehen. (Achtung: Sehr ironisch gemeint, NICHT als Aufforderung verstehen!!!)