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Energiestrategie 2050: Gaskombikraftwerke zur Überbrückung

Der Bundesrat hat die Energiestrategie 2050 verabschiedet und einige Eckpunkte definiert. Der Stromverbrauch soll um 21 TWh sinken, zudem soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 30 Prozent aufgestockt werden und zur Überbrückung sollen Gaskombikraftwerke eingesetzt werden.

Senkung des Stromverbrauchs

Seit der Bekanntgabe des Atomausstiegs nach dem Ende der Laufzeiten der fünf Schweizer Reaktoren suchte Energieministerin Doris Leuthard nach Lösungen, um die heute vierzig Prozent Atomstrom zu decken. Nun hat sie heute an einer Pressekonferenz in Bern im Namen des Bundesrates die Energiestrategie 2050 vorgestellt. In erster Linie soll der Stromverbrauch von rund 60 TWh auf 39 TWh pro Jahr sinken, dies soll mit diversen Mittel zur Energieeffizienz möglich gemacht werden. Insgesamt prüfe der Bundesrat 14 neue Kraftwerkstandorte, unter anderem auch bei der Ruinaulta bei Reichenau/GR. Der Anteil der Wasserkraft soll nur minim von heute 54 auf 56 Prozent steigen, dafür soll der Anteil erneuerbarer Energien von heute zwei auf deren 30 Prozent steigen. Bisher fristen diese Energieformen nur ein Fristendasein, einige Kantone wie Schwyz zahlen keine Fördergelder mehr aus, sie sind wegen angeblicher Verschandelung bei Umwelt- und Landschaftsschützern verpönt. Nichtsdestotrotz stehen hier Projekte in den Startlöchern, so ein Windpark bei Obersaxen/GR oder die Ausstattung von Lawinenverbauungen mit Solarpanels in St. Antönien/GR. Auch utopischere Projekte wurden bereits veröffentlicht, so soll ein stillgelegter Steinbruch am rechten Walenseeufer bei Quinten/GR bis zur Renaturierung ebenfalls mit Solarzellen versehen werden, optimistische Visionäre sprachen davon, die Autobahnen der Schweiz mit solchen Panels zu überdachen. Weitere vier Prozent soll mit dem Wärmeaustausch gewonnen werden, für die restlichen zehn sollen als vorerste Überbrückung Gaskombikraftwerke dienen. Zudem sollen die Stromtarife leicht erhöht werden. Der Kanton Basel-Stadt hat als realistisches Ziel für eine 2000-Watt-Gesellschaft das Jahr 2075 angegeben. Die Vorgaben des Bundesamtes für Energie sind relativ schwierig umzusetzen, zudem macht die Erhöhung der Strompreise den Anschein einer Drohung, so dass der Verdacht nicht ganz unbegründet ist, dass Doris Leuthard nicht hinter dem Atomausstieg steckt und diesen so schwierig wie möglich macht, um ein Zurückkrebsen in der Bevölkerung und bei ihren Bundesratskollegen zu erreichen.

Wozu Gaskombikraftwerke?

Standort für ein Gaskombikraftwerk: Das stillgelegte Wärmekraftwerk Chavalon vor den Zähnen des Dents du Midi
Beim Wort Gaskombikraftwerke wird wohl vielen flau im Magen. Der Anteil von CO2-Emissionen ist relativ hoch, zudem verfügt die Schweiz in dieser Hinsicht nur über relativ knappe Ressourcen. Ein möglicher Standort ist das ehemalige Wärmekraftwerk Chavalon auf einer Terrasse 450 Meter über der Walliser Rhôneebene, das von 1965 bis 1999 mit Schweröl aus der nahegelegenen Raffinerie Collombey beheizt wurde. Seit geraumer Zeit gibt es Pläne, den stillgelegten Komplex auf dem Gemeindegebiet von Vouvry/VS zu einem 400 MW-Gaskraftwerk umzubauen. 2007 hätte mit dem Bau begonnen werden sollen, als Eröffnungstermin wurde 2010 bekannt gegeben. Aufgrund Gesetzesänderungen würde ein Umbau weniger wirtschaftlich ausfallen, zumal Chavalon aufgrund seiner Lage relativ weit weg von Industriebetrieben liegt, welche Chavalons Abwärme hätten nutzen können. Nichtsdestotrotz hält die Westschweizer Energiebeteiligungsgesellschaft EOS weiter an den Plänen fest, Chavalon für rund 380 Millionen Franken zu einem Gaskombikraftwerk umzubauen. Der markante Bau ist aufgrund seiner Lage und seines 120 Meter hohen Kamins eine Art Wahrzeichen der Region Chablais und von einem grossen Teil der östlichen Genferseeregion und auch des Wallis aus zu sehen. Der exponierte Standort wurde gewählt, damit der Rauch besser abzieht und eine geringere Höhe des Kamins gewählt werden konnte. Ebenfalls relativ weit fortgeschritten ist das Projekt eines Gaskombikraftwerks in Cornaux/NE, Auch andere Standorte kommen in Frage, so Utzensdorf/BE oder Perlen/LU, so könnte bei letzterem die Abwärme der Papierfabrik genutzt werden. Chavalon erhielt eine Ausnahmegenehmigung, denn die anderen Kraftwerke müssten ihre Abwärme einer anderen Nutzung zuführen können, was im Wallis aus topgraphischen Gründen nahezu unmöglich scheint.
10vor10 vom 16.04.2012
10 vor 10 vom 16. April zum Aufbau von Gaskombikraftwerken.
Die Schweizer Medien sind sich zur Zeit jedoch noch im Unklaren, wieviele Gas-Dampf-Kombikraftwerke nun gebaut werden sollen.

Links

  • Energiepolitik 2050 des Bundes, oder zu Besuch bei Bundesrätin Doris Leuthardleumund.ch vom 5. September 2013
  • Gaskraftwerke statt AKW – rentiert das? aus der SR DRS-Sendung Echo der Zeit vom 16. April (MP3-Format)
  • Projektvorstellung des Gaskombikraftwerkes Cornaux/NE (deutsch)
  • Offizielle Projekterläuterung des Gaskombikraftwerks Chavalon/VS (deutsch)
  • Visualisierung des geplanten Kraftwerks Utzensdorf
  • Wie funktioniert ein Gaskombikraftwerk?