Heute ist es im französischen AKW Marcoule zu einem Störfall gekommen, bei dem ein Mensch sein Leben verlor. Auch wenn nach offiziellen Meldungen keine Radioaktivität ausgetreten war, so hat dieser Unfall doch mal wieder gezeigt, dass wir es hier mit tickenden Zeitbomben zu tun haben. Es gibt nur eine Aussage: Weg mit diesen Strahlekisten!
Weg vom Atomstrom
Tschernobyl rüttelte damals die Bevölkerung auf. Mit Erfolg wurde gegen die Errichtung eines Atomkraftwerkes bei Kaiseraugst/AG protestiert. Doch dieser Effekt verschwand, die fünf anderen AKW’s blieben in Betrieb. Und als deren Zenit langsam erreicht war, bestimmte man den Bau zwei neuer solcher Kraftwerke, und es wurde toleriert. Trotzdem weiss man bis heute nicht, wo man mit dem hochradioaktiven Müll hin will. AKW’s will jeder, da sie so viel Strom produzieren und dank ihren Nachtläufen die Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen betreiben. Doch der Müll will niemand. Und warum? Ach ja, weil er strahlt… Und was passiert, wenn mal wieder so ein AKW verrückt spielt? Störfälle in der Schweiz seien selten. Interessant. Als ich mit der Schule im November das AKW Gösgen besuchte, wurde uns eingetrichtert, welchen Unmengen an TNT und welchen Flugzeugabstürzen der Reaktor standhaben könne. Da haben sie ja beim WTC auch gemeint. Aber auch sonst tönt das ziemlich unglaubwürdig. Mühleberg fällt ja fast auseinander, kriegt die Bewilligungen nur mit viel Geknorze.
Und dann kam Fukushima. Nach einem Erdbeben mit einem Tsunami als Folge kam es in einem japanischen Atomkraftwerk zu Kernschmelzen. Plötzlich waren dann alle gegen AKW’s. Der Bundesrat war so intelligent, um den Atomausstieg zu beschliessen. Dies dank den vier Frauen im Bundesrat. Ja, auch wenn man über Micheline, Eveline, Doris oder Simonetta schimpfen mag, sie haben sinnvolle Beiträge zum Wohle unserer Nation beigetragen. Nach diesem Entscheid dachte ich: “Endlich geschafft”. Es war mir aber auch klar, dass die Schweiz ganze 40% der verbrauchten Energie aus den AKW’s bezieht. Da ja kaum aber jemand dazu bereit ist, Strom zu sparen, muss nach den Abschaltungen eine enorme Menge kompensiert werden. Wir Schweizer besitzen ein grosses Potential in der Wasserkraft, jedoch sind die möglichen Erzeugnisse in Wind- und Solarenergie längst nicht ausgeschöpft. Der Kanton Graubünden hat da eine Pionierrolle übernommen, denn im Raum Obersaxen soll der grösste Windpark schweizweit entstehen, während in St. Antönien bestehende Lawinenverbauungen mit Solarpanels versehen werden. Was klar nicht geht ist die Attitüde gewisser grün orientierter Personen. Zu Recht protestieren sie gegen AKW, blockieren aber auch Windkraftprojekte und Erweiterungen bestehender Wasserkraftwerke wie beispielsweise am Grimsel, dies nur, weil ein paar Quadratmeter Wiese zerstört werden könnten. Aber wir müssen da halt Kompromisse eingehen, 40% sind ein grosser Prozentsatz! Unglücklich ist auch die Aussage gewisser Atomkraftgegner, dass die Stromlücke ein Märchen sei. Nicht nur die Gegner des Ausstiegs blockieren den Schritt in die Zukunft, nein auch Befürworter, die Versorgungsengpässe leugnen. Sobald ein AKW-Gegner beweist, dass Strom fehlt, ist es mit dem Umschwung dahin. Jedoch hat es mir fast den Schlag versetzt, als ich lesen musste, wie der Ständerat die Türen für die Atomenergie doch nicht schliessen will. Der Bundesrat hält glücklicherweise am Ausstieg fest. Noch. Deshalb muss man mit Bangen auch auf die Bundesratswahlen achten, denn die erklärte Atomkraftgegnerin Eveline Widmer-Schlumpf soll nach dem Willen der FDP und der SVP aus dem Bundesrat abgewählt werden – und dann wäre es plötzlich 4:3 für die Befürworter der AKW’s. Also liebe Leute, wenn ihr nicht nur euch, sondern auch euren Kindern und Grosskindern – auch wenn sie noch nicht existieren – etwas Gutes tun würden, dann tut alles mögliche daran, dass Widmer-Schlumpf in der Regierung bleiben kann. Sie hat auch in den anderen Angelegenheiten einen guten Job gemacht und absolute Kompetenz bewiesen, was man nicht von jedem Bundesrat behaupten kann!
Störfall in französischem AKW
Im südfranzösischen AKW Marcoule nördlich von Nîmes und Avignon explodierte heute ein Verbrennungsofen. Ein Arbeiter kam bei diesem Störfall ums Leben, vier weitere erlitten teilweise schwere Blessuren. Lange war nicht klar, ob Radioaktivität ausgetreten war. Offizielle Berichte verneinen einen Austritt, auch die Verletzten seien nicht verstrahlt worden. Auch Frankreich scheint aus Fukushima nicht gelernt zu haben: Sie hält wegen der “hohen Sicherheit” an ihren 58 (!) Atomkraftwerken fest. Die Anlage Marcoule ist eigentlich stillgelegt, der letzte Reaktor – ein Schneller Brüter – wurde 2010 ausser Betrieb genommen. Genutzt wird die vom französischen Energieriesen EDF betriebene Anlage noch für die Aufarbeitung von Uran und zur Reduktion der Abfallmenge. Eine ähnliche Einrichtung existiert in der Schweiz im Zwilag in Würenlingen/AG.. Der heute explodierte Brennofen diente zur Vernichtung schwach radioaktiver Abfälle. Bereits im März hatte es in derselben Anlage einen Zwischenfall gegeben.
Tagesschau vom 12.09.2011
Beitrag der SF-Tagesschau Hauptausgabe vom 12. September 2011 zum Atomunfall in Frankreich
Unvergessen diese Szene aus dem Jahr 1995, als die Schweizer Fussballnationalmannschaft im Spiel gegen Schweden bei den Nationalhymnen gegen Frankreichs geplante Atomwaffentests im Südpazifik mit dem Stop it, Chirac!-Plakat protestierten:
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