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10 Jahre Swiss: Von der Swissair-Nachfolgerin zum Lufthansa-Goldvreneli

Am 31. März 2002 wurde sie durch die Umbennnung der bisherigen Crossair ins Leben gerufen: Die Fluggesellschaft Swiss. Ihre Aufgabe als Nachfolgerin der gegroundeten Swissair und deren Tochter Crossair lastete anfangs schwer auf ihren Schultern, erst die Übernahme durch die deutsche Lufthansa leitete den Turnaround hin. Zehn Jahre nach der Gründung ist es Zeit, mal einen Blick auf die Entwicklung der Swiss zu werfen. Das Ergebnis ist gar nicht mal so negativ.

Überdimensioniertes Flottenkonzept
Am 31. März 2002 nahm die Airline mit dem offiziellen Namen Swiss International Airlines ihr operatives Geschäft mit ihrem ersten Linienflug zwischen Zürich-Kloten und Basel-Mulhouse-Freiburg auf. Das unter dem Namen Phönix+ bekannte Konzept eines Neuaufbaus der Schweizer Staatsairline durch Eidgenossenschaft, Kantone, UBS und Credit Suisse ging folgendermassen über die Bühne: Sie nahmen die im Gegensatz zur bankrotten Muttergesellschaft finanziell relativ gesunde Swissair-Tochter Crossair als Grundlage – sie wurde von Bund, Kantonen und Privaten übernommen und erhielt den Namen Swiss. Dieser Namensgebung waren heftige Turbulenzen vorangegangen, zumal Crossair-Gründer Moritz Suter nicht gerade begeistert war, das die Marke Crossair vom Himmel verschwindet. Dieser Name sowie Varianten wie Swiss Cross Air würden jedoch in der muslimischen Welt auf Unbehagen stossen, weswegen man kaum Hoffnung auf die Etablierung von Destinationen in der arabischen Welt machen kann.
Die Swiss übernahm bei ihrer Gründung je 26 Kurz- und Langstreckenflugzeuge der Swissair und auch einen Teil ihrer Strecken. Jedoch war das Flottenkonzept 26/26/80 überdimensioniert, denn nebst den 52 von der Swissair geerbten Maschinen kamen noch die 80 Regionalflugzeuge aus der Crossair-Flotte. Die zu grosse Flotte, aber auch äussere Einflüsse wie SARS oder der Irak-Krieg führten genauso wie die fehlende Mitgliedschaft der Swiss in einer der grossen Flugallianzen Star Alliance (Lufthansa, United Airlines, SAS), oneworld (British Airways, American Airlines) oder Skyteam (Air France, Alitalia). Die Swissair hatte zu ihrer Zeit mit der Qualiflyer Group eine eigene Allianz mit der Crossair, der Austrian Airlines und der TAP Portugal ins Leben gerufen, nach dem Swissair-Grounding, der Betriebsaufgabe anderer Fluggesellschaften oder dem Übertritt einzelner Airlines in andere Allianzen wurde die Qualiflyer Group 2001 zu Grabe getragen. Deswegen war die Swiss bei ihrer Gründung nicht automatisch in einer Allianz aufgenommen worden.
2003 wurden Verhandlungen mit British Airways zu einem Beitritt ins oneworld-Bündnis gestartet, die 2004 jedoch abgebrochen wurden, weil die Swiss nur Vorteile für die British Airways und nicht für sich selbst sah. Die BA hatte Zürich-Kloten als Entlastungshub für den chronisch überlasteten Flughafen London-Heathrow im Visier. Zeitgleich starteten Gespräche mit der Lufthansa über eine Übernahme, nachdem die grösste deutsche Fluggesellschaft bereits einige Male Interesse an der Swiss gezeigt hatte.

Übernahme durch die Lufthansa sorgte für die Wende
Am 22. März 2005 einigten sich die Swiss-Aktionäre mit der Lufthansa über eine schrittweise Übernahme. Dabei sollte die Marke Swiss erhalten bleiben und sich der Flughafen Zürich als Drehkreuz der Gruppe etablieren können. In der Schweiz sorgte diese Übernahme nicht überall für Wohlwollen – der Stolz einer nationalen Airline wurde nun endgültig begraben. Auch der Kaufpreis von 310 Millionen Euro wurde oftmals als zu billig verspottet, muss jedoch relativieren, wenn man bedenkt, auf welch Schuldenberg die Swiss damals sass. Gleichzeitig mit der Übernahme gliederte die Swiss ihre Regionalflotte in die Tochtergesellschaft Swiss European Airlines aus. Per 1. April 206 wurde die Swiss zudem Mitglied der Star Alliance und erhielt dank Codesharing Zugänge zu neuen Zielen und Märkten.
2007 gelangte die Lufthansa an alle Anteile der Swiss, nachdem sie diesen Schritt aus politischen Gründen herauszögern musste und sich gezwungen sah, 51% der Anteile an eine Stiftung zu überlassen, die extra zu diesem Zweck gegründet wurde.
Seit der Übernahme schreibt die Swiss beinahe kontinuierlich schwarze Zahlen und konnte 2008 noch die Schweizer Charterfluggesellschaft Edelweiss Air übernehmen, welche ihr Zugang zum Ferienmarkt gewährt. Heute ist sie laut Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz, der seinen Job auch seiner erfolgreichen Karriere als Swiss-CEO verdanken kann, die im Vergleich zu ihrer Grösse die Gesellschaft im Lufthansa-Verbund, die am meisten Wachstum zu verzeichnen habe. Vom Umsatz her bewege sie sich über den Sphären der Swissair und hat auch immer mehr deren Ziele in den Flugplan aufgenommen, zuletzt dieses Jahr Peking. Auch San Francisco wird seit Sommer 2010 wieder angeflogen, nachdem diese traditionelle Swissair-Destination von der Swiss verschmäht wurde. Als Hommage an die Vorgängerin hat die Swiss im vergangenen Jahr ihr Logo angepasst und den Würfel durch die bekannte Swissair-Heckflosse ersetzt. Zudem hat sie aus der Konkursmasse der SAir-Group die Rechte an den Marken Swissair und Crossair erworben und Betreibern von Privatmaschinen zur Verfügung gestellt, damit die Rechte mangels Betrieb nicht erlischen.

Konzentration auf Zürich, Genf und Basel

Swiss-Maschine am Terminal E in Zürich-Kloten
Die 1998 von der Swissair entwickelte Strategie, die Langstreckenflüge bis auf den UN-Shuttle New Jork-JFK – Genf-Cointrin am Flughafen Zürich zu konzentrieren, wurde von der Swiss übernommen. Bis auf New York werden alle interkontinentalen Ziele ausschliesslich von Zürich aus angeflogen, auch wenn dank der Codesharing-Abkommen innerhalb der Star Alliance die Air Canada-Flüge von Genf nach Montreal-Trudeau und Toronto-Pearson genauso wie die United-Flüge aus der Calvinstadt nach Newark und Washington-Dulles ebenfalls Swiss-Nummern tragen.
Im Kurz- und Mittelstreckenverkehr konzentriert sich der Verkehr auf die drei Schweizerischen Landesflughäfen Zürich-Kloten, Genf-Cointrin und Basel-Mulhouse-Freiburg, auch wenn letzterer genau genommen geografisch gesehen auf französischem Staatsgebiet liegt – interessant ist jedoch, dass die auf dem Schweizer Sektor gelegenen Firmen ihren Sitz in der Schweiz haben, so auch die Swiss, die sonst eine französische Airline wäre. Zudem fliegt die Darwin Airlines im Auftrag der Swiss nach Lugano-Agno. Die Crossair-Zeiten, in denen auch Lugano, Bern und Sion mit europäischen Zielen durch die Crossair verbunden waren, sind definitiv vorbei. Sion verfügt nur noch über Charterflüge aus England im Angebot, Lugano besitzt dank Darwin trotzdem ein ansehliches Repertoire von Destinationen vorwiegend im süderopäischen Raum und der Flugplatz Bern-Belp startet gerade eine Neuoffensive. Insgesamt fünf Fluggesellschaften verbinden die Hauptstadt mit zahlreichen Zielen im europäischen Raum, die in Bern domilizierte SkyWork Airlines hat beispielsweise ganze 24 europäische Destinantionen, Metropolen wie Ferienregionen, im Programm. Zudem will diese auch die von der Swiss aus dem Programm gestrichene Verbindung Bern-Lugano im Sommer 2012 wieder aufnehmen.
Auch in Zukunft möchte die Swiss ihren Flugplan erweitern und den Gegebenheiten anpassen. In der Vergangenheit wurden Ziele wie Atlanda-Hartsfield-Jackson, Helsinki, Washington, Rio de Janeiro oder Singapur aus dem Programm gestrichen, andere Fluggesellschaften sprangen im Falle von Atlanta, Singapur oder Washington in die Bresche und bieten seither diese Verbindungen ab Zürich an, Singapore Airlines gar mit einem Airbus A380.

Anmerkung des Autors
Im Gegensatz zu anderen Geburtstagskindern hat die Swiss keinen Mund, um sich Kurze voll Honigkräuter reinzukippen. Darum soll jeder, der über diese Gabe verfügt, glücklich darüber sein!