Einen Monat nach dem Abschalten des HD-Testkanals HD suisse macht die SRG SSR nun per nächstem Mittwoch Nägel mit Köpfen: Sechs der sieben TV-Sender der Gruppe werden neu auch in HD verfügbar sein. Zudem werden per demselben Stichdatum die deutschsprachigen Newsformate wieder einmal neu konzipiert, während SF zwei das neue Vorabendprogramm lanciert. Einen Überblick über die verschiedenen Änderungen wird hier geboten.
Die Schweiz schaut hochauflösendes Fernsehen
Nachdem bereits die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Deutschlands (ARD, ZDF) und Österreichs (ORF) ihre Programme auch hierzulande über HDTV verbreiten, legt nun die Schweizer Rundfunkanstalt SRG nach. Die meisten Sender der Gruppe werden nebst in Normalauflösung (Standard Definition) neu auch in High Definition, also mit einer um ein Vielfaches höheren Auflösung, verfügbar sein. Namentlich sind dies die deutschsprachigen Kanäle SF 1 und SF zwei, die beiden französischsprachigen TSR 1 und TSR 2 sowie die Tessiner Sender RSI La 1 und RSI La 2. SF info, der dritte Kanal der deutschsprachigen SRG-Organisation Schweizer Radio und Fernsehen SRF folgt erst 2015, da zur Zeit auf den Satelliten keine Kapazitäten mehr verfügbar sind. Nach der Umstellung ergänzen die HD-Kanäle die SD-Sender nur, der User müsse sie selbst manuell ersetzten. Gewisse Kabelnetzbetreiber unternehmen diesen Schritt aus eigener Hand, bei anderen muss der Endkunde selbst aktiv werden.
Produziert werden Eigenprogramme wie die Tagesschau vorwiegend mangels technischen Vorrichtungen noch nicht in HD, eine Aufrüstung ist mittelfristig aber geplant, dass auch hier der Unterschied zwischen HD und SD klar ersichtlich wird.
Kassensturz vom 21.02.2012
Kassensturz-Beitrag zur Einführung von sechs SRG-Programmen in HD
Neues Design für fünf Newsformate
Auch in Sachen Newsformate setzt die quotentiefgeplagte SRG bei SRF auf Neustrukturierungen und gibt dafür selbstverständlich viel Geld aus. Erst vor etwas mehr als sechs Jahren, im Dezember 2005 haben nebst dem Sender auch zahlreiche Sendungen im SF-Hauptsitz im Oerliker Leutschenbach neue Studios und Dekors erhalten, die jetzt nun wieder vergänglich werden. Auch das Newsflaggschiff von SF, die Tagesschau, erhält ein neues Intro. Bei allen fünf Formaten wird das Intro an das Design des Sendestudios angepasst, zudem auch die Schwerpunkte der jeweiligen Sendungen. So wird der neue Tagesschau-Einspieler wie das Studio von einem rot-weissen Ton dominiert, gegenüber der zurzeit existierenden Farbkombination aus Rot, Orange, Gelb und Blau. Zudem erhält wie beim bis 2005 aktiven Intro die Weltkugel wieder Einsitz in den Erkennungsfilm der Sendung. Ebenfalls neue Intros und Designs erhalten 10vor10, SF Börse, SF Meteo und Schweiz aktuell. Hoffentlich erhalten die beiden letzteren wieder solche Kulteinspieler, wie solche bis vor 2005.
Der Grund für das Reddesign ist gemäss SRF-Direktor Ruedi Matter die Anpassung an die trimediale Strategie (Fernseher, Radio und Internet) von SRF.
Dank des Bloggers Sascha Krähenbühl wurde ich auf den von SRF auf Vimeo veröffentlichten neuen Tagesschau-Opener aufmerksam:
Neue Sendungen auf SF zwei
Besonders mit dem Quotentief zu kämpfen hat SF zwei, das abgesehen von Sportübertragungen kaum Zuspruch findet. Aus diesem Grund wurde beschlossen, das stark leidende Vorabendprogramm total umzukrempeln. Statt den Simpsons und Rules of Engagement werden nun täglich Shows unterschiedlicher Genres, vermarktet unter SF zwei @7 über den Äther gehen.
Montags soll eine auf 25 Minuten gekürzte Version der DRS 3-Talksendung Focus zu sehen sein, dienstags zunächst Winter Challenge, danach Lauf der Dinge. Mittwochs wiederum sendet SF zwei das bisher schon existierende Format Box office, während donnerstags die auf jüngeres Publikum gezielte Talkshow wild@7 das Publikum ansprechen soll. Der freitägliche Vorabend wird am 2. März dem SR DRS-Radiosender Virus gehören, welcher in Coproduktion mit dem SRF eine Musiksendung ausstrahlen wird.
Auch der Schwesterkanal SF 1 wird ab August 2012 sein Vorabendprogramm anpassen: Statt Sven Epiney mit 5gegen5 wird neu unter noch unbekannter Moderation eine Schweizer Version des britischen BBC-Hits Pointless über die Fernsehbildschirme der Schweizer Haushalte flimmern.
Kritik am SF
Das neue Zugspferd des SF, Die grössten Schweizer Talente, hat auch dieses Jahr für heftige Kritik gesorgt. Normalerweise würde ich als Castingshow-Gegner teilen, doch hier hat der ach so niveauvolle und intellektuelle Blick den Vogel abgeschossen: In der gestrigen Sendung kritisiert die Zeitung Juror DJ Bobo, er sei im Stichentscheid parteiisch gewesen, da er der Tanzgruppe Special Elements den Zuschlag gegenüber Wintiakro (was die machen und woher sie kommen sollte nur durch den Namen schon klar sein…) gegeben hat. Was dem Blick sauer aufstösst, ist das Gerücht, dass einige der Special Elements-Mitglieder bereits als Tänzer im Rahmen von DJ Bobo-Konzerten tätig gewesen sein sollen. Aber ehrlich gesagt – eine Tänzergruppe ist einer Kunstturngruppe vorzuziehen, zumal Turnvereine meiner Ansicht nach keine Showtalente darstellen. Zudem sind unter den Kunstturnerinnen auch solche mit tiefem Alter zu finden, so dass hier klar auf den auf der Stelle zu bändigenden Jöö-Effekt gezielt wurde, andererseits liegt der Verdacht nahe, dass vor allem die Kinder jüngeren Alters von ihren Eltern in der Gruppe untergebracht wurden, welche ihre Sprösslinge zu Höchstleistungen pushen wollen.
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