Das Schweizer Fernsehen SF steckt im Quotentief, die Einschaltquoten betragen unter 30 Prozent. Besonders der Kanal SF zwei wurde zum Problemfall, im Vorabendprogramm hat der Sender gegenüber dem ORF und den Privatsendern das Nachsehen, die Quoten betragen noch rund ein bis zwei Prozent. So sieht sich Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) gezwungen, das Programm umzukrempeln. Neu wird am Vorabend eine Doku-Soap und eine täglich wechselnde Eigenproduktion zu sehen sein, dafür müssen die Simpsons und die Sitcom Rules of Engagement weichen: Die beiden Sendungen werden vom SF aus dem Programm gekippt.
SF im Quotentief
Schon länger ist bekannt, dass das Schweizer Fernsehen bis zum Hals im Quotentief steckt. Obwohl anfangs 2011 mindestens 32 Prozent als Ziel gesetzt wurden, kehrte Ende Jahr im Leutschenbach die grosse Ernüchterung ein: Die drei deutschsprachigen TV-Sender SF 1, SF zwei und SF info erreichten noch einen durchschnittlichen Marktanteil von 29.8 Prozent. Besonders stark betroffen scheint SF zwei zu sein. Zu allem Überfluss fehlten in diesem Jahr sportliche Grossereignisse wie Olympische Spiele, eine Fussball-WM oder -EM, welche den auf SF zwei laufenden Sportübertragungen Quotenhochs beschert hatte.
Die Misere bei SF zwei im Detail: Das Vorabendprogramm erreichte noch ein bis drei Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer, die zu dieser Zeit ihr TV-Gerät eingeschaltet hatten. Gegenüber dem ORF und den Privatsendern ProSieben, RTL oder 3+ hat das SF an Boden verloren.
Neues Programm
Um der Misere entgegenzuwirken, wird jetzt bei SRF gehandelt und das gesamte Vorabendprogramm auf SF zwei neu strukturiert. Trotz einer weltweit (und auch in den deutschsprachigen Staaten) grossen Fangemeinde konnten die Simpsons auf SF zwei keine grossen Zuschauerzahlen mehr verbuchen, die Episoden der gelben Familie aus Springfield werden lieber bei ProSieben oder ORF eins konsumiert. Aus diesem Grund werden die Simpsons Ende Februar abgesetzt. Ebenfalls die Segel streichen muss die von Adam Sandler mitproduzierte US-Sitcom Rules of Engagement.
Stattdessen wird neu eine Dokusoap über den Bildschirm flimmern, die ursprünglich in den USA unter dem Namen Pawn Stars entwickelt wurde und beispielsweise auch in Deutschland unter den Namen Die Drei vom Pfandhaus auf dem Spartenkanal History Channel zu sehen ist. Die Serie handelt von einem Pfandhaus in Las Vegas und seinem Chef, dessen Vater und dessen Sohn. Zudem plant das SF eine populärwissenschaftliche Serie à la Galileo einzukaufen. Jedoch wird auch auf die Sparte Eigenproduktion gesetzt: Jeden Wochentag soll eine Sendung zu einem anderen Thema laufen: Montags die bereits auf Radio DRS 3 laufende Talkshow Fokus, dienstags eine Reportagereihe, mittwochs die heute bereits existierende Kinosendung Box Office und donnerstags ebenfalls eine Talkshow, während für den Freitag gemeinsam mit der DRS-Radiostation Virus eine Musiksendung geplant ist.
Auch andere Umstrukturierungen
Abgesehen vom SF zwei-Vorabendprogramm wird auch an anderen Ecken und Kanten umstrukturiert, um Geld zu sparen: So wird das als Flop geltende Kinderprogramm Zambo gekürzt und von SF zwei zu SF 1 umdisponiert. Zudem werden keine teuren Filme mehr eingekauft, die nur spätabends mit wenig Zuschauern gesendet werden können. TV-Premieren werden weiterhin unter der Dachmarke kino hoch zwei auf SF zwei gesendet, jedoch sollen in der Zukunft vermehrt europäische Filme zum Zug kommen, heute ist das Augenmerk fast ausschliesslich auf US-Produktionen verzichtet. Apropos Talkshow: Was als Wunderwaffe für SF zwei gepriesen wird, hat übrigens bei Roger Schawinski auf SF 1 nicht funktioniert: Auch Schawinski steckt beim Monopolsender SF im Quotentief.
Ebenfalls stellt die SRG per Ende Januar den HD-Kanal HD suisse ein, im Gegenzug werden dafür alle SRG-Programme in hochauflösender Qualitöät (High Definition) über den Bildschirm flimmern. Ob die Qualität der Fernsehsendungen an sich besser wird, ist höchst fraglich.
In der Zukunft rückt vermehrt der Sport als Erfolgsbringer in den Fokus: So wird ab der Spielzeit 2012/2013 pro Runde ein Spiel der Fussball-Super League live auf SF zwei zu sehen sein, dazu ab Januar 2013 auch eine Eishockey-Qualifikationspartie der NLA pro Woche, in den Playoffs dann ein Spiel pro Runde.
Nach dem Ende von MusicStar und dem aktuell anhaltenden Hype um Die grössten Schweizer Talente will das SF noch einmal den Ausflug ins Castingshowgewerbe wagen und plant eine Schweizer Version von The Voice of…. Die Show läuft zur Zeit recht erfolgreich unter dem Titel The Voice auf Germany alternierend auf den beiden Schwestersendern ProSieben und Sat.1. Im Gegenzug zu MusicStar oder Deutschland sucht den Superstar sind bei The Voice of… die Gesichter der Interpreten nicht zu sehen, so dass Demütigungen über Gewicht, Aussehen, etc. vor laufender Kamera hinfällig werden.
Die Simpsons und das SF
In naher Zukunft wird auf dem US-amerikanischen TV-Network FOX die 500. Episode der Simpsons ausgestrahlt. Auch in der Schweiz geniesst die Serie vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen grosser Beliebtheit, was das Quotentief auf SF zwei paradox erscheinen lässt. Doch die Schweizerinnen und Schweizer gucken die Zeichentrickserie viel lieber bei ProSieben oder ORF eins, welche die Ausstrahlungsrechte für Deutschland beziehungsweise Österreich gesichert haben. Wohl aus dem Grund, dass diese im Gegensatz zu den Obrigkeiten aus Zürich-Oerlikon auch die Folgen neuerer Staffeln über den Äther lassen, statt wie SF zwei nur Wiederholungen von Folgen zu senden, die man schon etliche Male gesehen hat.
Für grosse Aufregung sorgte die Ausstrahlung der Folge Am Anfang war die Schreiraupe am 6. Oktober 2011. Denn eine Zuschauerin wurde beim SRG-Ombudsmann Achille Casanova mit der Meinung, die Simpsons seien nicht kindergerecht, vorstellig. Sie bekam mit ihrem Entsetzen über die Beinahehinrichtung Homer Simpsons Recht, seither muss vor Sendungsbeginn ein Warnhinweis zu sehen sein, der besagt, dass die Simpsons für Kinder unter 12 Jahren aufgrund von Gewalt- und pornografischen Darstellungen nicht tauglich sei. Bereits im Februar 2009 ging eine Beschwerde bei der Ombudsstelle in Bezug auf die Simpsons ein.
Mein Kommentar
Gut, dass das SF nicht gerade die intelligentesten Entscheidungen fällt, ist ja schon länger bekannt. Dass die Simpsons tiefe Einschaltquoten aufweisen, liegt sicherlich nicht an der Serie selbst, sondern sicherlich am Fakt, dass auf SF zwei nur alte Folgen zu sehen sind. Beim ORF oder auf ProSieben erfreuen sich die Simpsons grosser Beliebtheit, bei letzterem Sender sind sie gar die meistgeschauteste Sendung des Tages. Also ist hier das SF selbst schuld. Ob der Umbruch im Vorabendprogramm den Erfolg zurückbringt, ist höchst fraglich. Also bitte, wie uninspiriert muss man sein, eine Dokusoap ins Programm zu nehmen, und das als staatlich subventionierte Sendeanstalt. Sucht mal bei ARD, ZRD oder ORF nach solchen Sendungen… Für mich sind Dokusoaps der Grund Nummer 1, um den Fernseher aus dem Fenster zu werfen. Ausser Sport gucke ich eh nichts mehr auf SF, selbst die Simpsons konsumiere ich nur auf ORF oder ProSieben. Und der aktuelle Renner unter den Schweizer Jugendlichen und Junggebliebenen, die US-Sitcom How I Met Your Mother ist eh nur auf 3+ zu sehen.
Am besten sollte man die gesamte SF-Führung austauschen und diese Posten mit Menschen besetzen, die etwas von Programmplanung verstehen. Wenn man das SF heute in seinen Grundzügen anschaut, da muss ich mich doch fragen, wie man eigentlich die Billag-Gebühren rechtfertigen soll. Es würde mehr bringen, das Geld zu verbrennen statt die Fernseh- und Radiogebühren zu entrichten. Da muss sich noch einer fragen, wieso die Gesellschaft verblödet. Da das SF jedoch zahlreiche (übrigens unintelligente) Sendungen aus der Produktionsstätte des Busenfreundes Ringier bezieht, der ja mit dem Blick den Höhepunkt der Verdummung produziert, überrascht es aber nicht weiter. Ich meine, jedes Mal wenn ich die Glotze anschalte, grinst mir Sven Epiney von der Mattscheibe entgegen, egal zu welcher Uhrzeit. Und auch das Nachrichtenflaggschiff des SF, die Tagesschau, verkommt immer mehr zu einer Boulevardsendung. Journalistische Kompetenz ist ohnehin nur noch bei Cornelia Boesch, Urs Gredig und Franz Fischlin vorhanden, zu Katja Stauber sage ich nichts und Beatrice Müller fand eh nur durch ganz viel Vitamin B Einlass in die Moderationstruppe der Hauptausgabe, der ehemalige Tagesschau-Redaktionsleiter Heiner Hug ist ihr Ehemann.
Auch das mit dem Warnhinweis war doch ein Witz, Donald Duck beispielsweise wurde nicht beanstandet, weil er nie eine Hose trägt.