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34 Jahre nach Absturz: Schweizer Flugzeug vor Madeira gefunden

Man schrieb den 18. Dezember 1974, als eine Maschine der Schweizer Charterfluggesellschaft SATA beim Landeanflug auf den Flughafen Funchal auf der portugiesischen Insel Madeira auf dem Atlantik aufschlug und in den Fluten versank. 36 Menschen fanden den Tod, 21 überlebten. Das Wrack der Caravelle blieb verschollen, bis sie von zwei portugiesischen Tauchern per Zufall gefunden wurde.

Fast noch intakt
Die beiden Taucher, mit Namen José Marques und Armando Ribeiro, fanden das Wrack in einer Tiefe von 105 Metern vor der madeirensischen Küste vor. Zunächst glaubten sie, einen Felsen zu erkennen. Der vordere Teil des Flugzeugs, das vor 34 Jahren vom Atlantik verschluckt wurde, sei verschwunden, der Rest inklusive den Flügeln, der Heckflosse und den Sitzreihen beinahe noch intakt. Im Unfallbericht war eigentlich davon ausgegangen, dass sich das Wrack in 600 bis 1000 Metern Tiefe befindet. Es sei denkbar, dass die Leichen von den Fischen und anderen Lebewesen im Laufe der Zeit gefressen wurden. Nun wollen sich die beiden Taucher, die sich normalerweise versunkenen Schiffen widmen, auf die Suche nach dem verschollenen Cockpit machen.

Berüchtigter Flughafen
An Bord der Caravelle, die von Zürich nach Funchal mit Zwischenlandung in Genf unterwegs war, befanden sich 52 Passagiere und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord. Mit Ausnahme einer portugiesischen Passagierin befanden sich ausschliesslich Schweizer Staatsangehörige in der Maschine. Sie wollten auf Madeira Weihnachten feiern. Infolge Koordinationsproblemen in Cockpit setzte die Maschine zu früh zum Sinkflug an, und stürzte vier Kilometer vor dem Ziel ins Meer. Die beiden Piloten, die ohne nenneswerte Verletzungen davon kamen, waren zwar erfahren, wiesen aber keine spezielle Flugerlaubnis für eine Nachtlandung in Funchal auf. Was absurd klingt, ist jedoch Tatsache: Jeder Pilot, der in Funchal landen will, muss eine spezielle Ausbildung absolvieren, da es der Landeanflug wegen dem Meer und der Begrenzung der Piste durch Hügelzüge in sich hat. Ein ähnlicher Fall ist übrigens der Flughafen Innsbruck, hier hat der Landeanflug wegen den Tiroler Alpen einen gewissen Schwierigkeitsgrad.
In Funchal ist das Problem, dass zum Zeitpunkt des Absturzes beide Enden der damals gerade mal 1600 Meter langen Piste ans Meer grenzten, ebenfalls uwrde der Landeanflug übers Meer vollzogen, da der Flughafen längssseitig durch hügeliges Gelände begrenzt ist, zudem hatte die Piste eine Steigung von 16 Promille und es können Scherwinde auftraten. Nur einen Monat vor dem SATA-Absturz raste eine Boeing 727 der portugiesischen TAP wegen Aquaplaning über die Piste ins Meer, 125 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Mittlerweile wurden zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, so wurde die Pistenlänge auf 2777 Meter vergrössert, dafür wurde ein aufwändiges Sützbauwerk errichtet, die beteiligten Ingenieure wurden 2004 mit dem Outstanding Structure Award ausgezeichnet. Nichtsdestrotz gilt der Anflug auf den Flughafen weiterhin als äussert schwierig

Todesfalle Gurt
Die meisten der 36 Toten waren auf die Sitzgurte zurückzuführen, denn sie liessen sich nicht öffnen, wenn ein Gegenstand wie beispielsweise Kleidung oder ein Knopf in der Schnalle eingeklemmt war. Andere wurden durch das ausfliessende Kerosin vergiftet.
Die 21 Überlebenden erlitten kaum Verletzungen, sie alle konnten am Tage nach dem Unglück das Spital bereits wieder verlassen.


Fernsehvideo über die beiden Taucher und das Wrack der SATA-Caravelle

Das Unternehmen SATA
Die Société anonyme de transport aérien (SATA) wurde 1966 mit dem Ziel gegründet, den Flughafen Genf-Cointrin besser ins internationale Flugnetz aufzunehmen. In den 1970er-Jahren war sie hinter der Swissair und der Balair die drittgrösste Fluggesellschaft der Schweiz und unterhielt gar Interkontinentalflüge nach New York, Los Angeles oder Bangkok. Der Absturz in Madeira hatte für die SATA den Konkurs als Konsequenz, zudem wurde ihr 1978 die Betriebsbewilligung entzogen. Aus der Konkursmasse gründete die Swissair die CTA und führte diese 1993 mit der Balair zur balairCTA zusammen, nach etlichen Umstrukturierungen, Auflösungen und Ausgliederungen ist die Balair-Auffanggesellschaft belair heute in Besitz der Air Berlin.
Die SATA besass als Flotte fünf Caravelle und eine Convair Coronado, letztere war für den Langstreckenverkehr zuständig. Die CTA betrieb die veralteten Caravelle schliesslich bis 1987.

Links

  • Artikel von Aerotelegraph
  • Artikel zum Absturz und zum Untersuchungsbericht aus dem NZZ-Archiv
  • Siehe auch

  • Der Fall SR 111 wird immer konfuser
  • R.I.P. Lokomotive Jaroslawl
  • Todesflug Swissair 111 – Neue Gerüchte über Unfallursache