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Fussball: Verrückter Community Shield in England

Der diesjährige Community-Shield war mehr als nur ein Titel. Es ging – mal wieder – um die Vorherrschaft in Manchester, und dies 200 Kilometer weiter südlich im Londoner Wembley. Hier der traditionelle Erfolgsverein und aktueller Meister, Manchester United, drüben das Millionenensemble von FA-Cupsieger Manchester City. Der Community Shield 2011 hatte es in sich und bot beste Werbung für den englischen Fussball.

Alsnoisy neighbours“ hatte ManUnited-Manager Sir Alex Ferguson die Truppe von Trainer Roberto Mancini aus dem Osten der Stadt kürzlich in englischen Medien bezeichnet. Seit 2008 hat City einen enormen Steigerungslauf hinter sich, seitdem Scheichs den Club mit Millionen und neuen Starverpflichtungen wie die Touré-Brüder (wobei Kolo zur Zeit nach Einnahme von Diätpillen seiner Frau eine Dopingsperre absitzt), David Silva oder zuletzt Sergio Aguëro gebuttert haben. Dieses Jahr holte Manchester City den ersten Titel seit 35 Jahren, auch wenn United in der Zeit seit 2008 drei Meistertitel geholt hatte und dank dem 19. Gewinn 2011 sich alleiniger Rekordmeister nennen darf. Doch: im FA-Cup-Halbfinale versalzte City Uniteds-Tripleträume mit einem 1:0-Sieg gewaltig, und dies an der Stätte des heutigen Spiels.

2:0 führte City zur Pause…

Schon unmittelbar nach Spielbeginn legten beide Mannschaften furios los, von Abtasten war keine Rede. United nahm das Spieldiktat in die Hand und City bekundete doppeltes Glück, einmal als United das leerstehende Tor nicht traf, und das zweite Mal, als Aussenverteidiger Roberts nach einem brutalen Foul an Ashley Young nicht vom Feld geschickt wurde. Dann kam die 38. Minute: Freistoss City. Silva drückte ab, Lescott kam zum Kopfball, Neo-United-Goalie David de Gea – kam für 20 Millionen Euro von Atlético Madrid – zog es vor, sich auf den Bauch zu legen, und es stand 1:0 für Manchester City, ein bisschen entgegen dem Spielverlauf. Doch es kam noch knüppeldicker für die Ferguson-Elf. Edin Dzeko drückte aus dreissig Metern ab und de Gea konnte den mittelmässigen Schuss nicht halten. Ein Schritt nach rechts hätte gereicht, der Schmerz über Van der Sars Rücktritt wurde ein wenig grösser. Doch den spanischen Torwart traf nicht unbedingt die Alleinschuld: Vidic hatte dem Ball nämlich nur zugesehen. Es war ein Befreiungsschlag für den bosnischen Stürmer Dzeko, denn er, für 40 Millionen Euro von Wolfsburg zu den „Citizens“ gewechselt, hatte in der Rückrunde gerade mal zwei Treffer erzielen können. Die Erleichterung war ihm anzusehen.

…doch United machte binnen sechs Minuten den Rückstand wieder wett

Nach dem Seitenwechsel schien es so, als hätte Ferguson wieder einmal eine seiner berüchtigten Wuttiraden gehalten, denn die „Red Devils“ legten wieder los wie die Feuerwehr. Mit einem Dreifachwechsel zur Pause hatte Ferguson unter anderem die gesamte Innenverteidigung ausgetauscht. In der 52. Minute erzielte Smalling nach einem Freistoss von Neuzugang Ashley Young den Anschlusstreffer, ehe Nani sechs Minuten später eine Aktion à la FC Barcelona über ihn, Rooney und Cleverley erfolgreich abschloss.

Nani in letzter Sekunde

Nach dem furiosen Feuerwerk schien sich das Spiel abzuflachen und City konnte sich wieder Luft verschaffen. Alles schien auf ein Elfmeterschiessen hinzudeuten (Verlängerung gibt es im Community Shield keine), als in der Schlussphase City zu einem Eckball kam. Wayne Rooney konnte jedoch befreien und der Ball landete in Nanis Füssen. Man schrieb die 94. Minute: Durch einen kapitalen Fehler Kompanys konnte der Portugiese alleine auf City-Torwart Joe Hart losziehen und erzielte Uniteds Siegtreffer in einem verrückten Spiel, der alles in allem gesehen, jedoch für United verdient ausfiel. Sie hatten mehr für das Spiel gemacht, und hatten trotz Kampfeshärte relativ fair gespielt: Zwei Verwarnungen der „Red Devils“ standen fünf gelbe Karten der „Citizens“ gegenüber, vom Platz musste diesmal ausnahmsweise mal niemand, was keine Selbstverständlichkeit ist: Im besagten FA-Cup-Halbfinale im April wurde ManUniteds Paul Scholes, der inzwischen seinen Rücktritt erklärt hatte, für einen Kung-Fu-Tritt die rote Karte gezeigt.

Telegramm

Manchester City – Manchester United 2:3 (2:0)

Wembley – 77’169 Zuschauer

Tore: 1:0 Lescott (38.), 2:0 Dzeko (45. +1), 2:1 Smalling (52.), 2:2 und 2:3 Nani (58./90.+4)

Verwarnungen: Richards/Kolarov/Milner/Yaya Touré/Dzeko; Evra/Anderson

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