UPC vs. Swisscom/Teleclub – Kampf um Rechte

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Bislang hatten die Pay-TV-Zuschauer in der Schweiz eine komfortable Situation. Swisscom TV/Teleclub war in Besitz der Rechte zahlreicher europäischer Fussballligen und der Schweizer Eishockeyliga. Die Sportübertragungen waren via Internet und Kabelnetz zu sehen, auch bei UPC. Nun hat der Schweizer Ableger des US-amerikanischen Kabelnetzbetreibers Liberty Global die Rechte an den drei obersten Eishockeyligen gewonnen – und stellt sie der Swisscom nicht zur Verfügung. Die Wettbewerbskommission hat eine Klage der Swisscom abgelehnt, was nun den Kunden zum eigentlich Leidtragenden macht. Interessante Randnotiz: Beide Erzrivalen verbindet eine gemeinsame Geschichte.

Hickhack um die Rechte

Hat die Swisscom und Teleclub ausgestochen: UPC mit MySports
Der grösste Schweizer Telekommunikationskonzern Swisscom betreibt via Internet Swisscom TV und hat im Konsortium mit der Tochterfirma Teleclub jahrelang die Rechte an diversen europäischen Fussballligen sowie der Schweizer Eishockey-Liga inne gehabt. Die Wettbwerbskommission (WEKO) sprach 2016 eine Busse von 71 Millionen Schweizer Franken gegen den Konzern aus, weil sie Konkurrenten wie der heute unter UPC firmierenden Cablecom nur ein eingeschränktes Sportangebot zur Verfügung gestellt hatte. Immerhin kamen so UPC-Kunden in Genuss von Teleclub-Angeboten, was auch so bleibt – in gegenseitiger Richtung jedoch nicht, obwohl die Swisscom ebenfalls bei der Weko eine Beschwerde eingereicht hatte, die jedoch trotz Indizien einer marktbeherrschenden Stellung von UPC abgewiesen wurde. MySports, ein Konsortium aus den beiden Schweizer Giganten UPC und Quickline sowie kleineren Kabelnetzbetreibern hatte Swisscom/Teleclub im Kampf um die Spiele der Schweizer Eishockey-Liga mit einem massiv höheren Angebot ausgestochen und mit der bislang bei SRF tätigen Steffi Buchli eine Galionsfigur engagiert. Wer jetzt also sowohl die Spiele der Schweizer Eishockey-Ligen als auch der Schweizer Fussball Super-League uneingeschränkt sehen möchte, ist auf Abos von Teleclub und MySports angewiesen, was hohe Abonnementskosten mit sich trägt. Der Leidtragende in diesem Machtkampf ist am Ende der Kunde, hat er doch für den Genuss von Live-Sport weitaus mehr Kosten zu berappen als zuvor. Aber im freien Wettbewerb sind Monopolstellungen, wie es die Swisscom nach Definition der WEKO bislang hatte, nicht gerne gesehen.

Posse um die Rechte der Bundesliga

Fast untergegangen im Kampf um die Eishockey-Rechte ist der Bieterwettkampf um die Ausstrahlungsrechte der Deutschen Fussball-Bundesliga in der Schweiz. Bislang hatte Teleclub vom Bezahlfernsehkonzern Sky die Rechte erhalten, doch nun erhielten UPC und MySports den Zuschlag. Doch aufgrund einer Aufteilung der Rechte in Deutschland darf Sky nur noch die Samstags- und Sonntagsspiele zeigen, die Freitags- und Montagsspiele sowie die Relegation am Ende der Saison zwischen dem Drittletzten der ersten Bundesliga und dem Drittplatzierten der zweiten Bundesliga obliegen neu dem französischen Unternehmen Eurosport; dieses hat die Subrechte für die Schweiz jedoch an Swisscom/Teleclub vergeben, welches die Spiele exklusiv den eigenen Abonnenten zur Verfügung stellt. Wer also die komplette Bundesliga sehen möchte, ist auf Abonnements beider Unternehmen angewiesen. Nebst Eishockey und der Bundesliga hat MySports auch die Rechte an der portugiesischen Liga NOS erworben. Dazu kommt, wer die englische Premier League oder die spanische LaLiga sehen möchte, kann weder auf Teleclub (dort gibt es zwar die Premier League auf französisch) oder MySports zurückgreifen, da der Online-Streamingdienst DAZN die Ausstrahlungsrechte innehat. DAZN zu konsumieren kostet weitere 12.90 pro Monat.

Die Kosten für die Abonnemente

MySports wird in der Grundkonfiguration 25 Schweizer Franken pro Monat kosten, allerdings ist auch die Buchung für einen Tag zu einem Preis von neun Franken möglich. Einzelkäufe von Spielen werden nicht angeboten. Bei Swisscom/Teleclub kann das Sportabonnement für 9.90 pro Monat nur in Verbindung mit dem Basispaket Movie, welches mit 39.90 zu Buche steht, bezogen werden. Allerdings bietet Swisscom den eigenen Kunden auch ohne Teleclub-Abonnement die Möglichkeit, sich die Spiele anzusehen, dies zu einem Stückpreis von fünf Schweizer Franken.
MySports ist nur für Kunden von UPC, QuickLine und anderen Schweizer Kabelnetzbetreibern verfügbar, Swisscom TV/Teleclub für alle mit genügend schnellem Internetanschluss. Ein Grundabonnement ist also für beide notwendig.

Die beteiligten Unternehmen

Swisscom/Teleclub
Der grösste Schweizer Telekommunikationskonzern Swisscom entstand 1997 durch die Abspaltung der PTT Telecom von der damaligen PTT, welche seither als Schweizerische Post firmiert. Sie ist mit 75 Prozent am Aktienkapital des Medienunternehmens CT Cinetrade beteiligt, zu dem der grösste Schweizer Kinobetreiber KITAG, die Filmrechtefirma Plazavista Entertainment und der Pay-TV-Sender Teleclub gehören.

UPC
Die Wurzeln der UPC Schweiz gehen ins Jahr 1931 zurück, als die Rediffusion AG gegründet wurde, welche interessanterweise den heutigen Erzrivalen Teleclub ins Leben gerufen hatte. Sie verteilte Radioprogramme und startete in den 1950er-Jahren vom Uetliberg aus die Übertragung von Fernsehbildern. 1994 wurde sie mit anderen Kabelnetzbetreibern zur Cablecom zusammengeschlossen, an der unter anderem auch die Swisscom beteiligt war. 2000 zog sich die Swisscom gemeinsam mit ihren Partnern VEBA und Siemens von der Cablecom zurück. Diese erlebte mehrere Eigentümerwechsel, ehe sie 2005 vom US-Kabelnetzriesen Liberty Global übernommen wurde, welcher ihr 2011 den neuen Namen UPC Cablecom verpasste. Nach einer Fusion von UPC Cablecom mit UPC Austria 2014 figuriert das Unternehmen seit 2016 nunmehr als UPC. Liberty ist auch in anderen Sparten tätig, so gehören beispielsweise der Shoppingsender QVC, die Online-Datingplattform Tinder, das Videoportal Vimeo und das Internet-Buchungsportal Expedia zum Konzern.

Links

  • WEKO: Keine vorsorglichen Massnahmen in der Untersuchung Eishockey im Pay-TV – Medienmitteilung WEKO vom 12. Juli 2017
  • Website von MySports
  • Abonnementsübersicht von Teleclub
  • WEKO-Entscheid: Swisscom kämpft weiter für ihre Eishockey-Fans, Medienmitteilung Teleclub vom 12. Juli 2017
  • Swisscom weist Vorwürfe der WEKO zur Vermarktung von Sportinhalten zurück – Medienmitteilung Swisscom vom 24. Mai 2016
  • WEKO sanktioniert Swisscom – Medienmitteilung WEKO vom 24. Mai 2016