Bote der Urschweiz spannt mit LZ Medien Holding zusammen

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Per 2014 beendet die Schwyzer Lokalzeitung Bote der Urschweiz nach 16 Jahren die Zusammenarbeit mit dem Churer Medienkonzern Südostschweiz Mediengruppe, stattdessen spannt der Bote mit der zur NZZ-Mediengruppe gehörigen LZ Medien Holding zusammen. Pikantes Detail: Mit der Neuen Schwyzer Zeitung publiziert die LZ Medien Holding die ärgste Rivalin des Boten der Urschweiz. Cabo Ruivo beantwortet die wichtigsten Fragen des Mediendeals.

Wie ändert sich das Erscheinungsbild des Boten?

Wird dem Layout der Neuen Luzerner Zeitung angepasst: Der Bote der Urschweiz
Wird dem Layout der Neuen Luzerner Zeitung angepasst: Der Bote der Urschweiz

In einer Medienmitteilung schrieb der Bote, dass das Layout der Neuen Luzerner Zeitung angepasst wird. Nebst dem Boten verlassen auch andere Zeitungen den Verbund der Südostschweiz, die Zeitungen Werdenberger & Obertoggenburger, Rheintalische Volkszeitung und Liechtensteiner Vaterland wechseln zum St. Galler Tagblatt, das wiederum ebenfalls Teil der NZZ Mediengruppe ist. Bisher hatte Verleger Hanspeter Lebrument mit seiner Südostschweiz Mediengruppe, zu der auch der TV-Sender Tele Südostschweiz gehört, das Monopol in der Region.
Meldung aus dem Regionaljournal Zentralschweiz von Radio SRF 1 vom 26. Juni 2013

Wie geht es weiter mit der Neuen Schwyzer Zeitung?

Mit der neuen Situation kämen beide Schwyzer Lokaltageszeitungen aus demselben Hause. Eine Scheinkonkurrenz ist jedoch selten erfolgreich, wie das Beispiel Saturn/Media-Markt im Schweizer Markt jüngst gezeigt hat. Ab 2014 wird es in der Region Innerschwyz deshalb nur noch eine Tageszeitung geben, die Neue Schwyzer Zeitung wird in den Boten integriert. Wie es mit Arbeitsplätzen aussieht, ist konkret noch unklar, genauso die Frage, ob sich die LZ Medien Holding am Boten beteiligt, wie es die Südostschweiz mit 10 Prozent ihrerseits noch ist. Bei den Arbeitsplätzen ist von der Streichung von fünf Stellen die Rede. Heute gehört der Bote mehrheitlich dem Management des Triner Verlags, mit einem Minderheitsanteil der Triner Medien Holding von Verleger Hugo Triner. Der 155 Jahre alte Bote hatte zuletzt rund 15’000 Abonnenten, die NSZ knapp 3500, von denen aber die Hälfte bereits Bote-Bezüger sind.

Was sind die Folgen dieser Zusammenarbeit?

Ein Ende der Partnerschaft zwischen dem Boten und der Südostschweiz zeichnete sich ab, zudem musste die Nachfolge von Hugo Triner geregelt werden. Dass jedoch die LZ Medien zum neuen Partner wird, ist überraschend. Grob betrachtet ist sie aber der naheliegendste Partner, eine Tamedia beispielsweise wäre im Gegensatz zur NZZ-Mediengruppe nicht mit den lokalen Begebenheiten vertraut gewesen, Ringier ist ohnehin im Lokalzeitungsmarkt nicht tätig.
Mit diesem Deal sinkt die Medienvielfalt weiter, beide grossen Medienunternehmen der Innerschweiz ziehen jetzt an einem Strang. Zudem wird der Online-Auftritt des Boten für etliche Ressorts auf den Fundus der NZZ zurückgreifen können.
Für die Bote-Leser ändert sich nichts, sie haben ihn weiterhin sechs Tage die Woche auf dem Tisch, am Südostschweiz-AZ Medien-Jointventure Der Sonntag war der Bote ohnehin nicht beteiligt. Will man lokal per Printmedien informiert werden, hat man ab 2014 keine Alternative zum Boten mehr.

Beteiligte Unternehmen

LZ Medien Holding
Die LZ Medien Holding wurde Anfang der 1990er-Jahre nach der Fusion der Luzerner Zeitung mit den Luzerner Neuesten Nachrichten und Vaterland zur Neuen Luzerner Zeitung gegründet, anfänglicher Mehrheitseigner war der grösste Schweizer Medienkonzern Ringier, wurde zwischen 2002 und 2007 aber schrittweise an die NZZ verkauft. Nebst der Neuen Luzerner Zeitung und den Regionalausgaben für die Kantone Uri, Schwyz, Nidwalden, Obwalden und Zug gehören auch der Radiosender Radio Pilatus und der Fernsehsender Tele 1 zur LZ Medien Holding, die nach dem Verkauf der Calendaria seit 2012 nicht mehr in der Kalenderbranche tätig ist.

NZZ Mediengruppe
Die NZZ Mediengruppe mit Sitz an der Falkenstrasse 11 in Zürich ist das drittgrösste Medienkonglomerat der Deutschschweiz. Nebst dem Stammblatt Neue Zürcher Zeitung, welche als beste Zeitung des deutschsprachigen Raums gilt, wegen ihrer Nähe zur FDP aber nicht unumstritten ist, gehören weitere Blätter des NZZ-Spektrums zum Unternehmen, so die NZZ am Sonntag, NZZ Folio oder NZZ Campus. Ausserhalb der Stadt Zürich ist man mit den Mediengruppen des St. Galler Tagblatts und der Neuen Luzerner Zeitung (LZ Medien Holding) ebenfalls präsent, zudem ist man mit Tele 1 und Tele Ostschweiz im TV-Geschäft aktiv, mit Radio Pilatus und Radio FM auch im Radiobereich.

Bote der Urschweiz/Triner Medien Holding
Vor 155 Jahren wurde der Bote der Urschweiz ins Leben gerufen, er erschien zunächst wöchentlich, dann dreimal wöchentlich und heute sechsmal pro Woche. Mit einer Auflage von 15’000 Exemplaren ist er die grösste Tageszeitung im Kanton Schwyz. Verlagsrecht besitzt der Triner Verlag, der mehrheitlich von den Abteilungsleitern getragen wird, mit vierzig Prozent ist zudem die Triner Medien Holding beteiligt, die auch Anteile an den Radiosendern Radio Central und Radio Sunshine besitzt. Der Bote der Urschweiz selbst befindet sich grossmehrheitlich in Besitz der Triner Medien Holding.
Aktueller Chefredakteur ist Josias Clavadetscher, der sich jedoch 2014 aus dem operativen Geschäft zurückzieht.

Südostschweiz Mediengruppe
Das Unternehmen von Verleger Hanspeter Lebrument mit Sitz in Chur ist das viertgrösste Medienunternehmen der Deutschschweiz und ist vor allem in der Region präsent, nach der der Konzern benannt ist. Nebst dem gleichnamigen Flaggschiff verfügt die Südostschweiz Mediengruppe über zahlreiche Lokalzeitungen in den Kantonen Graubünden, St. Gallen, Glarus und Schwyz sowie im Fürstentum Liechtenstein im Portefeuille. Der TV-Regionalsender Tele Südostschweiz rundet das Angebot ab, zudem betreibt das Unternehmen gemeinsam mit der AZ Medien Holding das Blatt Der Sonntag, nachdem die hauseigene Ausgabe Südostschweiz am Sonntag in diesem aufgegangen ist.

Siehe auch

  • Schweiz: Privatradios Central und Sunshine spannen zusammenCabo Ruivo vom 13. April 2012
  • Links

  • Schwyz verliert eine TageszeitungSRF Regionaljournal Zentralschweiz Online vom 25. Juni 2013
  • Mitteilung aus Bote der Urschweiz Online