Stärkster Urner und Wüstenwinde sorgten für hohe Temperaturen

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Die ausserordentliche Zusammenführung zweier Wetterkapriolen hat der Schweiz und Süddeutschland sowie Teilen Ostdeutschlands und Westösterreichs für diese Jahreszeit ausserordentlich hohe Temperaturen gesorgt. Der Föhn blies in zahlreichen Alpentälern, während von Süden her heisse Wüstenluft aus der Sahara nach Europa gelangte, welche durch den Föhn intensiviert wurde, was zu Temperaturen bis um die 30 Grad Celsius mit sich brachte. Am heissesten war es in Döttingen/AG mit 30.5 °C.

Windstärken im dreistelligen Bereich

In den Alpentälern sorgte der Föhn für einige windige Tage, er erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde, gemessen auf dem Gütsch ob Andermatt/UR. Der in der Innerschweiz liebevoll als stärkster Urner genannte Südwind, bereits unter normalen Umständen ein Garant für hohe Temperaturen, verstärkte die gleichzeitig aus der Sahara nordwärts geführte Wüstenluft, was für ungewöhnlich hohe Temperaturen im April und auch wieder für vernebelte Sonnenuntergänge sorgte. Tagsüber pendelte sich das Thermometer bei der 30-Grad-Marke samt dem Rekord von 30.5 °C in Döttingen/AG, auch in der Nacht sank es vielerorts nicht unter 20 Grad, in Rorschach/SG wurde mit 25.5 °C nachts der Spitzenwert erreicht.
Auch in anderen Staaten sorgte der Föhn und die Saharaluft für Temperaturrekorde: In München wurden 30 Grad gemessen, auch der Rest von Süddeutschland, insbesondere Bayern und Baden-Württemberg, genauso wie die südlichen Teile Ostdeutschlands konnten von warmen Temperaturen profitieren, während es an den Küstengebieten an Nord- und Ostsee vergleichweise kühl war, so erreichte das Thermometer in Kiel gerade mal 10 Grad. Auch die westösterreichischen Bundesländer Vorarlberg und Tirol kamen in Genuss der hohen Temperaturen.

Waldbrände als Folge des Windes

Diverse Einrichtungen in den Alpentälern konnten den Windgeschwindigkeiten nicht standhalten, so mussten vor allem im Berner Oberland und in der Westschweiz einige Bahnstrecken wegen umgestürzten Bäumen gesperrt werden, jedoch handelt es sich dabei nicht um Hauptverkehrsachsen. Nichtsdestotrotz können Touristendestinationen wie Grindelwald, Lauterbrunnen, Wengen oder das Jungfraujoch zurzeit per Bahn nicht erreicht werden. Auch Strassen in der West- und Zentralschweiz sind wegen umgestürzten Bäumen oder herumgewehten Gegenständen nicht oder nur schwer passierbar. Nahe Martigny/VS sorgten gleich zwei Waldbrände in Vernayaz und Finhaut/Giétroz, dass die Feuerwehren nicht ohne Arbeit dastehen mussten. Zudem geriet ob Flüelen/UR ein Baum in Brand, nachdem er ein Stromkabel touchiert hatte. Ein ähnlicher Vorfall 2003 bei Ingenbohl/SZ hatte eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, welche für ein Totalblackout in Italien und der Stadt Genf gesorgt hatte. Zwischen Goldau/SZ und Steinerberg/SZ wurde einem fahrenden Wohnwagen das Dach abgedeckt, während im Ingenbohler Gemeindeteil Wylen Teile eines Holzschopfes auf der Strasse das Ende ihres Erdendaseins fanden.
Die Schiffe auf dem Vierwaldstätter See kämpften ebenfalls mit den Winden und mussten mit der Ausweichstation Brunnen Föhnhafen/SZ vorlieb nehmen. Trotzdem bereitete das Rückwärtsfahren und anschliessende Wenden den Kapitänen einige Probleme.
Die Intensität des Föhns nimmt heute Sonntag ab, genauso die Temperaturen, die Einwohner der Schweiz dürfen sich wieder auf wechselhaftes und im Vergleich zu Samstag relativ kühles Wetter gefasst machen.
Wegen des warmen Wetters musste das Skitourenrennen Patrouille des Glaciers abgebrochen werden.
Tagesschau vom 28.04.2012
Tagesschau des Schweizer Fernsehens vom 28. April 2012 über den Föhn und die hohen Temperaturen (ab ca. 22:00 min)

Flugzeugabsturz in Zusammenhang mit den Winden?

Zurzeit wird überprüft, ob der Absturz eines Kleinflugzeuges auf Gebiet der Gemeinde Attalens/FR oberhalb Vevey/VD mit sechs Todesopfern in Zusammenhang mit den Windverhältnissen steht. Die Maschine war gegen 15 Uhr auf ein Feld nahe des Weilers Tatroz gestürzt, nachdem sie Augenzeugen zufolge zwei mal über dem Dorf gekreist sei. Die Maschine war auf dem Weg vom Flugplatz Lausanne-Blécherette nach Ecuvillens/FR.

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