Der Puck glitscht wieder übers Eis

Eishockey Magazin Schweiz Sport

Die Saison der höchsten Schweizer Eishockeyliga hat wieder angefangen, mit den üblichen Verdächtigen sowohl für den Meistertitel als auch für die Ligarelegation gegen den Meister der Liga B. Einige Teams haben das Kader mächtig aufgerüstet, andere wiederum sehen das optimale Mittel zum Erfolg im Coach.

Turbulente Pre-Saison
Überschattet wurde der Saisonstart durch den Flugzeugabsturz des russischen KHL-Teams Lokomotive Jaroslawl, bei dem beinahe das gesamte Team samt Betreuer ums Leben kam, zudem hatte das Team die Saisonvorbereitung im Walliser Kurort Leukerbad absolviert und in derem Rahmen drei Testspiele gegen Ambrí (5:1), Bern (3:4) und Visp (7:2) bestritten. Aus diesem Anlass wurde zu Beginn aller Partien eine Schweigeminute abgehalten.
Auch zuvor war trotz Sommerpause die Eishockey-Welt in Atem gehalten worden. Der HC Ambrí-Piotta versuchte mit einer Spendenaktion, bei seinen Fans das fehlende Geld aufzutreiben, während der Verein parallel dazu weitere Spieler verpflichtete. Nicht ganz unbegründet daher ist der Verdacht, das der HCAP-Präsident und Tessiner Ständerat Filippo Lombardi sein Spielzeug für den anstehenden Wahlkampf missbrauchte.

Die üblichen Verdächtigen
Im Kampf um den Meistertitel wollen einige Klubs mitreden, darunter Titelverteidiger Davos und Vizemeister Kloten. Aber auch der EV Zug, der SC Bern, die ZSC Lions und die letzte Saison in die Playouts abgestürzten Luganesi wollen den begehrten Glaskübel in die eigene Vitrine holen. Im Grossen und Ganzen blieben die Kader zusammen, einen grossen Abstrich muss jedoch der EVZ machen, der Rafael Diaz in die NHL zu den Montréal Canadiens ziehen lassen musste. Als Ersatz wurde Timo Helbling verpflichtet, der jedoch seinem Vorgänger kaum das Wasser zu reichen vermag.
Auch für die Plätze unter dem Strich scheint es klar, welche Vereine diese unter sich ausmachen würden. Der Vorjahresletzte Ambrí ist Topkandidat Nummer eins, die Leventiner haben sehr vieles an Glanz, der noch zu Anfang der 2000er-Jahre die Massen verzauberte, verloren, sie sind heute ein Durchgangsverein, auch wenn sie als womöglich einziger Verein der National League A eine so imposante internationale Anhängergemeinschaft besitzen. Dazu kommt Biel, welche bisher immer in der letzten Sekunde den Hals aus der Schlinge ziehen konnten, und die Rapperswil-Jona-Lakers. Der vierte Play-out-Platz ist unklar, denn ausser vielleicht Davos, der SC Bern und Kloten könnte es jeden treffen, Lugano lässt grüssen.

Vertrauen in die Trainer
Während vor allem Fribourg-Gottéron massiv in den Kader investiert hat, haben die zuletzt arg gebeutelten Lugano (letzte Saison Play-out) und ZSC Lions (schieden 10/11 zum dritten Male in Serie im Play-off Viertelfinal aus) einen neuen Trainer als Hoffnungsschimmer für den Erfolg verpflichtet. Beide Coaches haben eine sehr erfolgreiche NHL-Vergangenheit als grosse Gemeinsamkeit. Neo-ZSC-Coach Bob Hartley gewann 2001 mit Colorado Avalanche (damals mit dem Freiburger David Aebischer im Tor) den Stanley Cup, zudem war er drei Jahre lang bei den Atlanta Trashers engagiert – mit Jaroslawl Coach Brad McCrimmon, der ebenfalls beim Absturz sein Leben verlor, als Assistent. Barry Smith, der neue starke Mann an der Bande beim HC Lugano, feierte gleich fünf Stanley-Cup-Siege, jeweils als Assistenzcoach: Zwei Mal mit den Pittsburgh Penguins, und drei Mal mit den Detroit Red Wings. Die beiden NHL-Veteranen sollen für Konstanz und Kontinuität in den beiden sonst erfolgsverwöhnten Mannschaften sorgen.
Rekordmeister Davos geht nach langen Querelen doch wieder mit Meistercoach Arno del Curto ins Rennen, während der SC Bern weiter auf Larry Huras, der weiterhin einen einzigen Notizzettel bis zum letzten Fleck während eines Spiels vollkritzelt, vertraut. Bei Zug sitzt Doug Shedden mehr oder weniger sicher im Sattel, nur eine kleine Misere könnte den Stuhl des Kanadiers bedrohlich wackeln lassen.
Gespannt sein dürfen wir auch auf die SCL Tigers, die letzte Saison die allererste Play-off-Teilnahme der Vereinsgeschichte aufzeigen können. Vielleicht hat der Erfolg die Tigers beflügelt, und sie werden jetzt Stammgäste unter den ersten acht sein. Doch die Frage ist: Wer muss dafür dauerhaft den Platz räumen? Vielleicht Chris McSorleys Servette? Der Erfolg hat unter anderem durch den Verkauf von Thomas Déruns an den SC Bern massiv abgenommen, und seither schwindet auch die Geduld des einflussreichen McSorley womöglich dahin.
Freuen wir uns auf eine tolle Eishockey-Saison mit vielen Toren und hoffentlich mal ein bisschen mehr Live-Übertragungen im Free-TV!